20110314

mm#72: am e-piano: rainer bürck

ganz anders als im fmz gestern ist dieses matinée-konzert mit rainer bürck durch sehr viele töne gekennzeichnet. 

durch kurze flauten noch heftiger erscheinend rast ein 29-minütiger sturm. dieses stürmische grundgefühl bestimmt alle konzerte mit rainer bürck. auch das ansinnen, die sturmböen durch ruhige stimmführung immer wieder zu glätten, zu besänftigen. was ja auch gelingt. 

für kurz, dann geht es weiter: während das e-piano vorwärts, vorwärts ruft, setze ich dem cello mit pizzikatos und dem geliebten strohbesen zu, punktuiere mit heftigen rufen, greife dann zur darbuka, um dieses gegengewicht weiter aufrecht zu erhalten. 

dann kontert die stimme meditativ-monoton, verfremdet dadurch, dass ich die hand vor dem mund flattern lasse oder eingesperrte sounds erzeuge. auch mit völlig unperfektem, übersteuertem pfeifen, unterstützt vom klimpern des daumenklaviers musiziere ich parallel zu den grossen, manches mal romantischen sturmwellen des e-pianos.
 
auch ein erneuter cello-einsatz greift diesen sturm auf, mit immer demselben, nie wirklich vergeblichen, aber nur für kurz erreichbaren ziel: zu glätten, zu glätten, zu glätten. 

doch wenn ein vager freiraum gekommen ist, führe ich den sturm fort: es gibt kein entkommen. 

bis zum ende nicht? doch: nach 29 minuten tritt romantische, liedhafte ruhe ein und sie hält für vier minuten an. ein versinkendes lied, das sich am ende nochmals aufbäumt. 

die zugabe ist ganz anders: sie knüpft nicht an den sturm des  konzertes an, sondern eher an dessen flauten und dessen liedhaftes ende. sie schafft die verbindung zwischen lied und sturm.




mm#71 für 2 zuhörerinnen im fmz münchen

michael reithmeier, e-bass, laura konjetzky, klavier und sebi tramontana, sizilien, an der posaune.

habe heute kaum stimme, benutze sie dennoch. da wir nun doch gleich zu viert spielen, und alle sich wirklich sehr sensibel und professionell ins geschehen stürzen, bin ich völlig entspannt und wir schwimmen durch quartette, duos und trios, wie wenn es genau so und keinesfalls anders abgesprochen gewesen wäre.
michael, sebi und laura: alle haben ein sehr gutes, sensibles ohr und bleiben gleichzeitig ihrer spielweise sehr treu: laura mit präzise, schön gesetzten einzeltönen, erzeugt eine ruhige, heitere stimmung wie in einer komposition von..., bei michael kommt immer wieder der wohltuende rock-bassist zum vorschein, der auch sehr schön im hintergrund tragend fungieren kann, sich solistisch entspannt und unprätentiös präsentiert, dann unerwartet experimentell und frei wird, wenn es die situation nahelegt.

riesiger farbenreichtum bei sebi tramontana, eine wahrlich sprechende posaune. da höre ich auf weite strecken ganz einfach nur zu, so schön ist das, was er bzw. die drei da machen.

in diesem konzert kommt keine eile auf. es entwickelt sich alles
sehr logisch und in aller ruhe.

die grösste ruhe strahlen wohl konjetzky und reithmeier aus und diese ruhe wirkt sich auf das geamte ensemble sehr positiv aus.

langes, zweiteiliges duo zwischen michael und mir, das dann irgendwann laura zu einem trio ausweitet und bald in ein duo zwischen ihr und michael übergeht...wir lösen uns reihum ab: laura steigt aus und sebi ein. sebi greift den super-langsamen triller von laura mit der posaune wieder auf...und wir kleben alle 4 ein schöne weile an dieser vorgabe:

zum abschluss dann nochmals ein kurzer, freier teil: punkt.

zugabe: melodiöser springbogen, dann versprengt verträumt:
eine sich tonal einigende romanze.

die ruhe ist diesem konzert eingeschrieben : wunderbar!