20110212

#42 mit andreas bott, kontrabass und uli johannes kieckbusch, akkordeon, kalimba, stimme klavier im rau-haus, balingen

 
so ein haus, das rauhaus der familie gabriele und friedrich rau in der wilhelm-dodel-gasse 16. so ein schönes, klares ambiente, ein sensibel umgebautes, gut isoliertes riesiges altes bauernhaus eines fuhrunternehmers. heute ist ein teil des architekturbüros in der ehemaligen remise, steildach ist begrünt, das konzert im vorletzten geschoss unter der dachschräge.

60 leute an runden tischchen auf alten holzstühlen, kerzen überall, gute, einheimische weine, gut ausgeleuchtete bühne.  

die scheinwerfer bringt andreas bott, der kontrabassist mit, den freidrich rau auf meine bitte hin gegen 17uhr 30 anruft, und der sofort zusagt, mitzuspielen.
ich habe ja schon ein duo mit kieckbusch gespielt und es muss ein dritter musiker her. ich bin so froh dass er zusagt und ich meine spielregel <keine gleichen besetzungen> einhalten kann.

uli kieckbusch baut sorgfältig seine vielen instrumente, loop-und echo-technik auf, soundcheck: noch etwas leiser alles, gut.

ansprache: andreas ist freund des hauses, freund der tochter klara, uli kieckbusch hat hier schon mit der akkordeonistin
christine paté gespielt. dieses marathon-konzert-trio ist das zweite hauskonzert.
ich bitte um ruhe.

springbogen, weit ausholend, mundharmonika, bass...so linear nebeneinander her wie wir hier aufgereiht stehen. 
ein melodisches glik-glik gibt einen immer wieder ausfadenden puls, lyrisch-vorsichtig ausgefüllt von bass und schlagzeug, kleine free-jazzige fitzel, dann wieder das glik-glik des springbogens, andreas bearbeitet seinen bass, dass er klingt wie eine tuba, alles bleibt verhalten und transparent, durch die stimme wirkt die musik streckenweise disparat, verloren, auch verschmitzt, es taucht <am sonntag will mein...mit mir segeln gehn, sofern die winde wehn> dann ansätze von swing, immer wieder wirkt es abwartend, versuche startend...und doch ist da ein faden, unsere 6 ohren, die alles zusammenhalten. vermutlich wird das ganze durch gestik und das aufmerksame publikum noch mehr zusammengehalten, aber man hört die einheit auch, wenn man die augen schliesst. immer wieder diese swingenden starts, immer wieder ein durchgehender puls, darüber singe ich etwas von einem <restaurant around the corner>.  ein kleiner hustenanfall integriert sich gut in die musik und tritt ein feuerwerk von kieckbusch und bott los, das alsbald wieder in der stille versinkt. ein mobiltelefon. dann die kalimba von uli mit andy's bass verzahnt. ich nütze das als grundlage für so etwas ähnliches wie gesänge, ausbrüche nennt man das wohl besser. dann mehr ruhe. über lange strecken wieder sehr leise und tastend. melodie auf dem klavier, trillernd oder hin und her streichend mikrotonale kleinigkeiten darübergelegt von andy und mir.
 
und wieder ist es so: trotz einem prinzipiell suchenden charakter ist das gefüge erstaunlich dicht und facettenreich und wirkt nicht unentschlossen.

dann gibt es einen längeren part, in dem wir uns alle drei auf perkussives einschwören. dem publikum scheint diese tick-tack-ruhe etwas lang vorzukommen. auch mir: ich breche in ein sehr freies cello-solo aus...usw.   ende?

räuspern,  es geht noch einmal weiter. aus einer sehr langen ruhephase heraus. nein. doch das ende.

es passt zum thema <das grosse suchen> dieses abends.

als zugabe ein lied.