20110414

#103 mit heiko herbert, stimme, peter ponzol, saxophon und jörg meister, keyboards und schlagzeug

leider wars ein konzert ohne publikum, aber eine jam-session muss ja auch mal erlaubt sein.

die teilnehmenden phantastischen 4 waren ganz unterschiedliche musik-charaktere und sind es auch während der session erst mal geblieben.

auch der geflieste party-keller mit den steh-tischen und den skai-gepolsterten chrom-bar-hockern sowie den vielen sorgfältig aufgebauten keyboards von jörg trugen unbedingt zur session-stimmung bei.

ums eck ein nicht mehr gefülltes hallenbad.

synthetische schwebeklänge. das aufnahme- mikrophon ist auf mich gerichtet. so hört man meine musikalischen beiträge etwas präziser als die der anderen. es ist ja mein marathon. und die anderen spielen, bis auf das saxophon alle verstärkt.

ich singe liedhaft, heiko, der besinger (wie er sich selbst nennt) spricht sonor. peter fügt jazzige smellsounds hinzu, jörg pointillistische einwürfe.

es klingt so, wie es ist: dass wir momentatn eine gemeinsame musiksprache suchen. jeder stellt einfach mal die seine vor. mehr oder weniger reihum.

da mir momentan nicht sehr viel einfällt (das solls ja auch mal geben, dass dem graeter nix einfällt), blase ich in meine mikrotonalen lockpfeifen, die tonhöhenmässig zufällig zum soundteppich jörgs passen.

dann aber greife ich die stimmung im raum mit einem rezitativen gebrabbel auf und peter ponzol bricht mit einer sax-phrase. ratternde stimme. aufruhr. dynamik.

ein rhythmus von heiko wird allseits aufgegriffen und wir schwimmen ein stück gemeinsam in unserer musik.

pause wie von geisterhand. oh!, lachen. eine art kommentare zum musikgeschehen, die hoffentlich niemand persönlich nimmt. sind sie doch ausschliesslich musikalisch gemeint.

wieder aufruhr: flöte, musiktheater-haftes, clowneskes, neuer rhythmus,
für ein paar minuten free-jazz-atmo.

komischerweise geht daraus ausgerechnet die schruti-box siegreich hervor.

gesänge von heiko, die russisch anmuten. er beherrscht das onomatopoetische fliessenlassen. das ist ja selten genug, dass lautmalerei nicht gekünstelt wirkt. insofern ist heiko sicher auch ein guter <besinger>.

danach ein zweiter gesang, jetzt von mir, wesentlich rauher, nicht meditativ, sondern engagiert narrativ. jörg begleitet sehr schön mit dem schlagzeug.

neue jazzige einlage, in die sich stimme mischt. dann wieder musik-theater. wieder suchen wir die gemeinsamkeit in unserer musik-session: leicht, gelassen, offen...trotz der vielen ideen-vorschläge, die nur
eine kurze exegese folgen lassen oder überhaupt keine, bleibt die neugierde gross, weiterzuhören.

aus einem gebrochenen rhythmus mit grummel-gesang meinerseits entwickelt sich was und...bricht wieder ab. heiko übenimmt,mit gepfiffenen melodien, ich bleibe beim rhythmus. mundharmonika und
saxophon kommen hinzu, rufe und lachen von heiko. ich bleibe immer noch beim rhythmus, der von der darbuka kommt.

jörg ist am schlagzeug, peter ponzol fängt unser trio mit mundstück-sounds auf. mich verleitet das, in meine enten-tröte zu blasen.

diesen teil finde ich musikalisch ziemlich interessant.

das modal-melodiöse stück, das sich anschliesst, beruhigt uns alle.
das tut richtig gut, alle gehen darin auf. heiko und ich singen.
das hätte was von <escalator over the hill>, wenn es etwas schräger daherkäme. so ist es aber auch schön: chill out-musik.

nach 33 minuten hätte das ende sein können.
wir haben aber noch lust.

ich buble virtuos mit der stimme rum, heiko begleitet mich. gekonnte einwürfe und breaks von jörg und peter.

dann trifft café-haus-atmo auf verträumtheit (singen in der badewanne): sound-track eines hörspiels.

wir scheinen einen gemeinsamen nenner gefunden zu haben.
es ist wie die geglückte vorstellung eines workshop-ergebnisses:

es hat allen spass gemacht... und man hört es!!!

#102 mit den steinklängen von christoph nicolaus in der kunstherberge birkenau

ich treffe christoph nicolaus im turm in der claude-lorrain-strasse in münchen. ich soll ihm helfen, seine steinharfe zu transportiern. das konzert ist nicht im turm, wie ich dachte, sondern eine ecke weiter in der kunstherberge birkenau 10+12. er verrät mir, dass es dort 3 hühner gibt.

wir karren die steinharfe durchs laub am boden in birkenau #10 und stellen sie neben die andere steinharfe, die schon dort ist. die hühner sind auch da und haben die bierbänke vollgeschissen.

birkenau 10 und 12 sind zwei baufällige kleine häuser, die mitte des jahres abgerissen werden. so lange findet hier noch kunst und musik statt. im haus gegenüber werde in den zimmern gerade verschiedene rauminstallationen aufgebaut.

unser konzert beginnt nicht pünktlich, aber dann sind doch einige zuhörer da.

ein sehr ruhiger, meditativer abend. die geschlitzten, polierten steine, die durch reiben in schwingung versetzt werden, klingen verhalten, aber durchdringend. man kann diese oder jene tonhöhen oder akkorde heraus-hören. es ist eine herausforderung, mich über 36,5 minuten von diesen klängen inspirieren zu lassen. ich bemühe mich, dass ich die zarten klänge nicht zu sehr mit meinem spiel und gesang zudecke.

aber solche passagen gibt es natürlich. es ist nicht mein ding, mich endlos in leisen klangwolken bis zur unhörbarkeit zu verlieren, glaube aber, dass ich das spiel christoph nicolaus' genügend wahrgenommen und respektiert habe.


an einigen stellen gackern die hühner. das macht unsere meditation heiter.

für diesen abend passt eine zugabe nicht. ich sage das dann nach dem konzert auch so.

es fühlt sich so an, dass den abend alle im raum genossen haben.

sogar die 3 hühner.