20110726

#206 im unperfekthaus raum 404 mit indira mohamed, stimme/roland broch, posaune/anke ames, geige

ein völlig unperfektes konzert würde ins unperfekthaus passen. das banale der einfachsten assoziationen fasziniert mich schon immer...für mich hat das stil...und seit dem nachmittag geht mir <unperfekte musik im unperfekthaus> durch den kopf. obgleich nichts so kommen müßte, wie es dann in wirklichkeit kommt. doch hier ist nomen omen.  

dieser wunderschöne raum mit grosser vorgelagerter balkonfläche ist ein idealer ort für einen improvisationsworkshop. mitten in essen und gegenüber der shopping-mall am limbacher platz.  es kommt niemand, kein schwein. viele unperfekt-haus-neugierige tröpfeln am raum 404 vorbei zum <all-you-can-eat-grill-buffet> ich kann in ruhe den musikmarathon weiterorganisieren. es scheint mir nötiger denn je.   

zum konzert kommen dann doch 3 musiker. ich hatte mich schon darauf eingestellt mit zwei barhockern, einer konga mit kaputtem fell und einem e-piano zu musizieren, als publikum leere, schwarze, lange tische mit roten polsterstühlen. bezüge, die mich an linzertorte erinnern. 

mitgebracht habe ich nur das aufnahme-set. cello und die anderen instrumente im hotel lindenhof gelassen. es ist nicht nur faulheit, es ist auch so, dass ich die bandbreite der konzerte vergrössern will. die zweiten hälfte des musikmarathons könnte noch ganz neue wege einschlagen. experimenteller.  weniger verbissen an den begriff <frei improvisierte musik> geklammert. 

beim konzert mit anke, indira und roland broch gelingt so gut wie nichts. das ergebnis ist so schlimm, dass ich mich weigere, zuzugestehen, dass das auch an mir liegen könnte. es liegt doch alleine daran, dass - auch eine premiere auf der marathonreise - wirklich kein einziger zuhörer da ist! 

das ist natürlich pure vermutung und eine unschöne ausrede. 

ich höre mir die aufnahme, wie die allermeisten, gewissenhaft an und kann die unkonzentriertheit und die mangelnde sensibilität zwischen uns vieren nicht fassen.  ja, es gibt auch ein paar interessante stellen, aber viel erwähnenswertes ist da nicht.  ich höre weiter und weiter und nochmals und nochmals.  

irgendwann gefällt mir dann doch eine stelle, and der die posaune prustet oder bruddelt und ich mit einem mönchischen gesang mit geschlossenem, nur manches mal eine trompete imitierenden sound  diesen klang der posaune aufnehme. 

eine weile später versucht ein leiser orgel-teppich, der vom e-piano herweht, eine atmosphäre herzustellen,  aber die eigentlich schöne, soulige stimme von indira ist einfach zu laut, fügt sich nicht da hinein. 

eine ruhigere experimentelle phase mit vielen geräuschen folgt. roland fährt mit einer wäscheklammer über einen 50-er-jahre-ventilator, das e-piano ist sehr laut gestellt...
da hätte etwas dabei herauskommen können, leider fehlt auch hier die nötige hör-energie.

anke spielt ihre geige heute sehr grob und fragementarisch, auch da kann sich nichts entwickeln. 
auch meine dann folgende vokaleinlage verebbt im nichts. die ratlosigkeit ist gross. ich lasse das chromgestell der barhocker auf dem steinboden schaukelnd rotieren. das vergrößert das chaos noch.

ganz zum schluss gibt es noch ein fitzelchen, etwa 3 minuten lang, bestimmt von anke ames am e-piano, ein fitzelchen, das unser konzert auf den punkt bringt: das babylonische gewirr, das nicht hören ist so extrem, die einzelnen musiker sind so isoliert, dass man meinen möchte, ein cage'sches konzept sei zugrunde gelegt.  
  
   






roland graeter
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roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
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