20110325

mm#83 mit christoph schmid, klavier und stimme

ich beginne singend, hole aus, das cello wiederholt die phrase. der raum ist trocken. 12 zuhörer.  der bösendorfer setzt einen viertelton tiefer ein. die stimme christophs wird zu einem wutausbruch. schritte. 

satte pianoklänge, dann schreie. 

ich singe. christoph auch: litaneiisch und verhalten. 
 
piano und stimme suchen die tonalität. dem piano ist sie eigen.  wutausbruch. klavierwolke. christoph spricht lautmalerisch.

beide sind jetzt laut, christoph noch lauter. 

brüllen und brüllen lassen. 

auch am piano jetzt etwas ausbruch-artiges. dann eine schöne, fliessende verschmelzung zwischen klavier und stimme. versöhnung. alles halb so wild. harmoniewechsel.
 
liederabend.
 
jetzt verursache ich das störfeuer. lasse den waldteufel pendeln.

wutausbruch, sofortige zurücknahme. 

der waldteufel pendelt. stimm-solo. verträumt. quietschgeräusche. das piano schwillt. wutausbruch.
 
übergang zum musiktheater. die lockpfeife löst das wohl mit aus.
 
zunächst nur andeutungen.  zurück zum verträumten lied. 
lautmalerische fetzen. 

der waldteufel pendelt aus.  stille. 

ein rhythmisch geführter teil. die darbuka ist zu nah am mikrophon. christoph legt am bösendorfer los. die darbuka begleitet.
 
ohne dauer. wutausbruch, diesmal stimmlich gefangen.  

ich mach was "paralleles". der rhythmus bleibt, frisst sich weiter...knistert wie feuer.

kurze träumerei. blinkende, sternhafte piano-töne.
musikalisches wohlwollen. überblasene entenpfeifen.
erneuter wutausbruch: artikulierter und länger als zu beginn.
 
ja, man versteht jetzt mehr, wohin dieses konzert will: wir wollen das chaos, wir wollen musik-tehater. mal so richtig ausflippen! 

dennoch lasse ich mir meine lyrischen inseln nicht nehmen. mein versonnenes pfeifen. gemischt mit okarina-tönen. immer an der grenze dessen, was eine melodie sein könnte.

zwiegespräch. das klavier lenkt. schafft harmonie-inseln.
keine wutausbrüche mehr. 

sprache. erzählung. man versteht etwa das: 
<so müd als damals und heut aussergewöhnliches kam...zu mir auf einem krummen fuss, der fluss ins stottern, tief drinnen...>
alles eingehüllt in piano-akkorde.

stimm-ausbrüche überlagern sich: dann ist's aber auch gleich wieder gut...in der kürze liegt die würze.

chaotisch-perkussives spiel am boden. das, was sich angekündigt hat, wird wahr und wahrer. musiktheater. 

endlich zurück in die träumerei, ins heitere, immer bedroht von irgend etwas, was ich nicht benennen kann. 

die träumerei siegt:
 
<ein bisschen frühling vor der tür>
 
doppelgesang. teilweise wüst. musiktheater eben.
 
und dann versinken wir zusammen im morast der stille
und ich sage: <ha,ja!>

einige klatschen heftig.

zugabe: 
leicht. beginnt mit zwei stimmen. dann pizz-cello.
schnell, leicht, rhythmisch. piano-akkorde. nur zwei. musikalisch genau richtig. perkussion auf dem holz des bösendorfer.   
   
  


mm#82 mit perkussionist stefan waldner im schönen künstlerhof stephansergham

die ausführliche vorrede deutet vermutlich darauf hin, dass ich wohl heute in diesem akustisch und ästhetisch wunderbaren flügel des künstlerhofes von stefanie dobler besonders gelassen bin:

<you, you said so>... können mal wieder nur die götter kommentieren, warum das konzert mit diesen worten losgeht. <you said so, ah>. 

dann cello. schnelle läufe, vieles verwischt, hinkend. fängt sich wieder, weil waldners rhythmus durchläuft. nochmals: <you said so, ohou, ohou>ziemlich laut, mit gerecktem hals in den raum hinausgerufen..
zurück zum cello. groovig, schnell, dann mit stimme, die rhythmen stefans imitierend, woraus dann etwas melodiöses hervorgeht. wieder zurück zum cello, das im schnellen spiel den rhythmus akzeptiert... erneut wechsel zur stimme, die jetzt versucht, den rhythmus zu brechen. hin und her: verschiedene ansätze. zuletzt einen, in dem ich mit verhext scharf lachender stimme agiere. nur für eine minute, dann tief, dann wieder das hinausschleudern von rufen in den raum.

vielfalt. kurze vielfalt. kurzweil. zurück zum cello:
es ist ein häufiges hin und her zwischen cello.
stefan reagiert schlafwandlerisch auf die breaks, pointiert die abschnitte. 
der gesamte abend ist von stefan waldners rhythmus getragen, er selbst bleibt zurückhaltend, konstant, ausdauernd. hält traditionell inne, wenn das cello melodisch wird. legt los, wenn ich mit der stimme arbeite. ich bleibe mehr und mehr und immer längere strecken bei der stimme:
lachend, weinend, rhythmisch, rufend, liedhaft...
 
neues tempo: ich greife das daumenklavier. die stimme ordnet sich allem unter. dann ein freier, sehr kurzer konzert-teil.mangelware in diesem konzert. stefan findet sehr bald wieder einen weg zurück in den rhythmus: ich reagiere mit stimme und auf die schenkel klatschend. mit kleinen unterbrechungen: die tun dem konzert gut. 

dann zart mit stimme, eine einsame melodie, die sich zu einem längeren gesang ausbreitet. so eine lange melodiöse linie ist für mich ungewöhnlich. sie wird durch die konsequente rhythmische struktur des konzertes möglich. immer weiter, weiter in den gesang hinein. dieser gesang gipfelt in einem anschwellenden, raumfüllenden, hohen ton...und noch einem, dann wieder leise, verträumt, plötzlich aus voller kehle, fast schreiend. dazwischen klopfe ich auf den korpus des daumenklaviers. theatralisches in der stimme. wortfetzen.  pause. 

ruhiges cello solo, getragen. dazu die tiefe, grosse trommel. bald bin ich wieder dem rhythmus verfallen. kurze phrasen, von pausen unterbrochen. es wird heftiger und heftiger, dichter und dichter. abbruch. pizzikato. die rhythmische struktur bleibt.
 
erneut ein lied, dahinter bleibt das pizzikato-cello, nur einzelne schläge auf die konga...: ein neuer rhythmus ist da, das konzert fliesst weiter.
 
singen, singen, singen.

irgendwann bekomme ich auch lust auf rythmus und klopfe zunächst aufs cello, höre, halte  die darbuka schon in der hand... 

dann noch ein gesang. ein trauriger gesang. ein lied im versinken. immer langsamer. neuer, marschierender groove. das klagelied wird intensiver, sackt dann  wieder ab, rettet sich weiter, stolpert, synkopisiert.
plötzliches ende. 

zugabe: cello und tiefe trommel. rhythm is it!