20110502

#121 mit sebastian hänel, e-piano, in der pilgerherberge crostwitz zwischen kamenz und bautzen von monika gerdes

ich bin auf sorbischem gebiet: schon die zweisprachigen ortsschilder weisen darauf hin, dass hier alles etwas anders tickt. 
von monika gerdes werde ich sehr herzlich empfangen. wie ein privileg-pilger. und das, obwohl ich mit dem auto pilgere.
die stube ist mit einer kleinen bühne ausgestattet und die stühle fürs publikum stehen auch schon.  echte pilger sind heute keine da, aber monika erwartet einige dorfbewohner. die kommen dann auch. allesamt sorben, zwei kinder inklusive. die stube ist angenehm gefüllt. 

sebastian hänel kommt um viertel nach 6, wir können vor dem konzert noch ausführlich plaudern. ich erfahre dabei nur so viel,
dass er jemand ist, der den mut hat, zu improvisieren und dass er es ansonsten nicht tut.  das kann spannend werden. 

sebastian legt mutig und in festem, harmonischen gefüge los. 
einerseits bin ich sehr froh, dass er so drauf los musiziert, andererseits habe ich wenig chancen, einen zipfel seiner musik zu finden, der ich etwas hinzufügen könnte. natürlich versuche ich es dennoch, auch mich auszubreiten. 

ob es teilweise gelingt oder nicht, ich weiss es nicht. ich will mir das ergebnis jetzt gar nicht anhören.  
das gefühl ist eher das, dass die beiden musikalischen sprachen einfach zu wenig miteinander zu tun haben und beiderseits auch nicht die fähigkeit besteht, sich auf die des anderen völlig einzulassen. was vielleicht zu einm befriedigenden konzert geführt hätte.
 
andererseits könnte die überlagerung, die entsteht und bisweilen durchaus sensibel ist, zumindest für ein geübtes und neugieriges ohr interessant gewesen sein. ob dieses konzert irgend jemand aus der runde wirklich schätzen konnte, bezweifle ich.

am besten beurteile ich noch die teile des konzertes, als wir beide wirklich weit auseinander liegend musizieren. es ist gleichzeitig der moment, als die kinder vor freude lachen...

ist das problem, dass ich musikalische klischees, die ich zu hören meine, abschütteln will und dann ganz unsauber musiziere ? irgendwas klebt mir an den fersen! oder ein anspruch im hirn!
aber den muss es geben! 

wie wäre es, wenn der ausradiert wäre? gar nicht schön, dieser gedanke. so verlockend zen-verwandt er auch klingen mag. 

sehr gut an diesem abend ist die sehr offene und aufschlussreiche diskussion nach dem konzert.  anhand dieser begegnung konnte ich sehr gut erklären, worum es beim musikmarathon eigentlich geht. und ich habe den eindruck, dass mit hilfe der guten fragen von monika und den klaren antworten und gefühlen von sebastian auch meine ausführungen richtig verstanden wurden.  man merkte das auch an den fragen aus dem publikum.