20110908

#248 in goch mit martin lersch, gitarre, gesine van der grinten, mezzosopran, uli lapp, trompete

wir sind in der ehemaligen express-abfertigung des bahnhofs goch. unerwarteter weise steht hier ein  
ein mini-flügel. der ist die ausstattung des gesangs-studios von gesine van der grinten, die auch zum ensemble #248 gehört. hier ist auch martin lerschs mal-atelier. 
 
der trompeter uli lapp kommt 10 vor acht herein, begrüsst uns  kurz und setzt sich neben das piano. er wartet dort, bis das konzert losgeht. 

nach einführungen von martin und mir geht es dann auch los:
gesine steht nicht in der bucht des steinway, wie ich das intuitiv angenommen hatte, sondern hinter uns allen.
martin setzt sich an den flügel und beginnt.

uli lapp steigt dazu ein, spielt ziemlich laut.
 
die annäherung von uns 4 musikern dauert...und dauert.

selten stand das sich-aneinander-heran-tasten bei einem marathon-konzerte so stark im vordergrund.
 
kommt es überhaupt irgendwann zu einer gemeinsamen musik?

schon nach ein paar minuten droht das konzert abzubrechen. 
ich starte einen gesang, einen singsang. schliesslich erwächst daraus ein trio aus gesine, uli und mir, martin ist nicht zu hören...

erneuter einbruch: ein zweites loch. dann ein heftiges trio zwischen martin (immernoch am flügel), uli und mir (cello), das zu einem duo schrumpft, weil sich martin plötzlich ausklinkt.

das dritte loch: ich führe trabend-erzählerisch und pizzikato weiter: dazu viele klopfende hände. das mündet in etwas, das ich als zwanghaft-rituellen session-effekt bezeichnen würde.

das nächste loch.

erneut versuche ich, aus dieser ideenlosigkeit herauszuführen, nochmals im duo mit uli dem trompeter. 

es gelingt nicht. bei einem neuen vokalen anlauf schaltet sich martin mit elektronischen sounds dazu, dann stört uli mit einem unerwartet lauten einwurf...

heute ist der wurm drin. keine kohärenz. von gesine hört man ziemlich wenig. vermutlich geht es ihr genauso wie im grunde uns allen. 

jetzt sind 15 minuten verstrichen. nein ich überspringe nichts, ich will wissen, wann und ob die #248 noch in fahrt kommt.  oder ob sich dieses konzert wirklich vom ersten bis zum letzten ton durch misslichkeit auszeichet? 

jetzt kommt ein solo von uli lapp, ja, er spielt ganz allein etwas melodisches. läufe abwärts. seinen letzten ton nehme ich mit dem cello auf und gesine hört man im hintergrund auch mal...

nächster versuch: martin beginnt mit geloopten sounds, ich füge ungelenke pizzikatos dazu, die trompete ist hier erstaunlich zurückhaltend und sensibel, die stimme von gesine bleibt im hintergrund...

ein paar minuten, in denen wir alle vier bei der sache sind.  

die elektronik von martin liefert jetzt den dringend notwendigen kitt, bleibt jedoch sehr zurückhaltend. ich komme etwas in fahrt. uli's spiel ist wieder laut und sehr losgelöst von dem, was sonst passiert.

nach 23 minuten gib es für ganz kurz eine wirklich schöne stelle. vielleicht nehme ich die dann als beispiel, um zu beweisen,  dass auch das konzert #248 seine sonnenseiten hatte.

in den letzten 8 minuten wagt sich martin etwas weiter vor.
das tut unserem konzert gewaltig gut. gut ist auch, dass uli über eine kurze strecke nur einen rhythmus produziert, indem er sozusagen in seine trompete spuckt... 

kurz vor konzert-ende kommt ein trio aus gitarre, bambusflöte und diversen stimmen zustande, das alle belustigt, weil martin <mama> sagt, ein <mama>, das sich aus langgezogenen, abstürzenden wohlfühl-lauten <mmmm> entwickelt. es wird r laut und fröhlich im raum, man könnte meinen, alle zuhörer  johlen mit. 

wir sind aus dem tristen tal der musikalischen verklemmung heraus und feiern das ausgiebig...um dann doch wieder in die tristesse des beginns zurückzufallen. 








 
roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq



#246 mit martin hauf, synthesizer und nicol hein, e-gitarre

dass nicol hein mitspielt, ist erst in letzter minute klar.  er war bei  konzert # 223 als zuhörer in der klangwerkstatt köln da und war mir in der session, die dann dort im zweiten teil stattfand, schon aufgefallen. ich freue mich, dass er hier aufkreuzt. vermutlich hatte er das sogar angekündigt.

das konzert: 
berauschend, laut, zwischen technik und archaik pendelnd, eine oper im dickicht einer utopischen stadt, deren parks tropische urwälder sind. 

ein leuchtender farbklecks unter den marathon-konzerten. eine aufnahme, die man sich gerne auch ein zweites und drittes mal anhört... 

 
roland graeter
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#247 mit dick toering, johanna varner und andré rosndaal in der kirche oostum bei groningen (nl)

ich habe hier in der oostumer kirche schon 2010 mit dick toering gespielt...und aus diesem konzert ging eine cd hervor, die dick produziert hat. die vorfreude auf das konzert ist gross,  wir verstehen uns musikalisch wie auch sonst prima. die akustik der kleinen oostumer kirche...könnte kaum besser sein. 

jenes konzert in 2010 geht auf die cellistin johanna varner zurück, die heute, am anderen ende des kirchenraums, auch mitspielt, sozusagen aus dem off. mit dabei ist auch der sehr vorsichtig agierende schlagzeuger andré rosendaal.
 
diese begegnung #247 muss man einfach mögen. 
ein ausgewogenes, und dennoch völlig verrücktes konzert mit sehr unterschiedlichen musikalischen einflüssen, verträumt, klassisch, liedhaft, experimentell, rockig...es hat von vielem ein wenig und wirkt dennoch nicht gestückelt.

auch wenn manchmal die musikalischen ideen wie von geisterhand geführt, abbrechen. es stört nicht.



 




 
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#245 mit kasander nilist, kontrabass, im kulturcafé solaris, düsseldorf

ich glaube, ich bin ziemlich müde heute. merke es an der ansprache, die etwas zerfahren ist.  kasander zupft durchgängig an seinem bass, ich weiss nicht, wo die reise hingehen könnte, bremse, störe den fluss des spiels, lenke ihn um, benutze kaum die stimme. 
kasander bittet um beifall, nachdem eine pause entsteht. es wird geklatscht.  ich korrigiere, sage, dass erst nach dem konzert geklatscht werden soll. wenn überhaupt 
kasander hält weiter an gezupften basslinien fest,  ich antworte mit ruhig gestrichenem cello, dann mit traurigen gesängen. irgendwann zupfe ich auch, nehme den rhythtmus auf, aber dann?

dann stoppt kasander einmal kurz...die zweite pause, ohne klatschen, jetzt startet kasander wieder, diesmal streichend.

in diesem modus finde ich besser zugang zu seinem spiel, doch bleibt alles etwas fade.

auch den nächsten startet kasander, wieder pizzikato. dazu singe ich monoton, zusätzlich begleitet durch  das kleine tamburin...

kein groove, nirgends. 

ich schaffe es nicht, diese tristesse zu brechen. 

es gibt dann noch einen vierten teil, der
mit stimme und flöte beginnt, dann nur noch stimme...

ich liege hier tage später im bett in der jugendherberge in xanten und nicke über diesem konzert immer wieder mal ein.

etwas ruhiges, abgeklärtes, unaufgeregtes hat das auf jeden fall...begeistern kann mich das nicht. 

noch eine pause, ich greife wieder zum cello:
jetzt nehme ich weniger rücksicht, denke ich. allein, es ändert sich nichts wesentliches... 


                                                                               



 
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#244 wilhelm 13 oldenburg mit gerhard böhm, perkussion

viel energie, schon ganz zu anfang sind wir in japan, in china, keine ahnung...vermutlich war ich einfach von den sounds, schon im vorfeld, beim bloßen betrachten dieses am boden ausgebreiteten klangteppichs -ein wahres gelage von instrumenten- fasziniert und inspiriert... 

und diese inspiration, diese freude, die muss jetzt raus, die springt den zuhörern sofort und unverblümt in die ohren.  aber, und das ist gut, ich klebe auch gleichermaßen am cello. alles ist ganz anders als gestern, sehr extrovertiert, sehr dicht, sehr virtuos, sehr konzertant.  es ist weniger die lyrisch-erzählerische welt (oh ja, schon auch, aber...) es ist mehr die musik-welt, in der wir uns befinden. sehr musikalisch sogar, weniger bizarr als die gestrige, (ach ja, eigenwillig genug...),
ich gewöhne mich zu sehr an das aussergewöhnliche dieser musik-begegnungen und nehme nur noch die völlig extravaganten dinge als besonders wahr. 

(und dabei ist dieses schöne konzert nun wirklich aussergewöhnlich genug und wohl für die meisten im publikum gewöhnungsbedürftig genug, als dass man irgendetwas von durchschnittlich behaupten könnte).

durch das spiel gerhard böhms entsteht der notwendige kitt. gerhard hat den flow, der mir bisweilen fehlen würde. gerhard trägt zur tadellosen einheit dieses konzertabends bei. er ist es, der dafür sorgt, dass hier nichts auseinanderklafft. 
einfach gut. ein toller musiker, dem ich voll und ganz vertrauen kann. der  ideen bringt...im richtigen moment. in keiner sekunde hat man den eindruck, dass einer den anderen hängen lässt... ein gefühl, das bei anderen konzerten schon hin und wieder mal auftritt...

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