20110608

#157 am 6.6. in der poly galerie karlsruhe mit joachim hirling, e-gitarre und jean-michel dejasmin, e-bass

zunächst habe ich  in den strassen rund um die viktoriastrasse die autos mit den marathon-slogankarten geschmückt. die galerie poly mit plakaten bestückt. im café neff nicht weit einen grossen schwarzen, heutzutage créma genannt, getrunken, noch mehr von den karten hinter scheibenwischer geklemmt...

jetzt sitze ich auf der niederen stufe vor dem eingang zur galerie, die beine leicht parallel zum gehweg, um für die breiten wägen freizulassen, die die fahrräder hinter sich her ziehen, manchmal mit kindern drin.

gegenüber im 3. stock schluchzt oder heult immer mal wieder jemand. oder machen die sex?  habe grade mal lust einfach so draufloszuschreiben, meine dokumentation auszuweiten... ihr zu entkommen.  

der französische e-bassist ist jetzt da, beide gitarristen haben ihren übungskeller gegenüber.  beide sind auch bildende künstler. 
jean-michel lebt 17 jahre in deutschland, spricht aber so holpriges deutsch, dass ich ins französische wechsle. 

es ist halb 7 und irgendwo wird abendessen gekocht. der streifen schatten auf dem gehweg wird immer schmaler. meine füsse stecken schon in der sonne. wenn das haus drei häuser weiter keine balkons hätte, würde die sonne schon auf die treppenstufe scheinen, auf der ich hocke. 

ich habe keinen parkausweis. bis 22uhr 30 darf kein polizist vorbeikommen. ich lege einen zettel ins auto, dass ich einer der musiker bin, die gerade in der galerie poly ein konzert geben. 

gezupfte akkorde, zwei, immer wieder. joachim hirling, der gitarrist löst auf und verziert. andere akkorde, wieder zwei, dann wieder die ersten beiden.
 
ein wenig gesang. ich orientiere mich mehr an dem entfernteren hirling an als an den bassisten jean michel neben mir: sein bass rumpelt, manchmal ungestüm. er bleibt fast das ganze konzert über bei seiner tiefen, grollenden spielweise, die mich an ein  dickhäutiges, etwas tapsiges ungetüm erinnert.
wir anderen beiden lassen uns davon bisweilen anstecken. 
manchmal ist mein gesang in dieser welt langgezogener, effektvoller, breiter gitarrentöne ein fremdkörper. jean-michel bleibt konsequent. das tut dem konzert äusserst gut, hält uns zusammen.
das brummen von hirlings gitarrenverstärker begreift dieser als musikalisches element, denn manchmal stellt er das brummen ab oder modifiziert es.

im grunde zeigt sich qualität von musik vor allem dadurch, dass man merkt, dass die musiker alle akustische um sich herum differenziert wahrnehmen und sie im weitesten sinne bezüge  schaffen. uns scheint das hier auf komplexe weise zu gelingen.

einmal gegen ende des konzertes klingt jean-michels spiel  <wie eine salve kracher an sylvester>. er erzeugt dieses knallen nicht mit dem bass, sondern mit einer aufgeblasenen plastik-gitarre.

viel applaus von wenig leuten. 









  






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