20110606

#156 mit ganesh mishra shankar: tablas; wolfgang jost: sansulas,rahmentrommel,bass,klangschale,maraca,udu; alfred wolski: diverse perkussion; jens mügge: obertongesang,maultrommel; matthias tanzer:rahmentrommel,steeldrum,sansula,kalimba,maraca,fächer,kongas; günter hagemann:tablas,kongas

der konzertraum ist ein teil der studio-räumlichkeiten von ka-idu eventsin lützelhausen, das zu einem backsteinernen hof-ensemble gehört. in den hof fährt ein gärtnerei-lkw, aus dem einer der musiker aussteigt, matthias tanzer. ausser der frau von wolfgang jost -genannt wolfman- haben wir nur noch edda, deutsche stimme und gute freundin  von ganesh mishra shankar als zuhörer.

die musiker tröpfeln ein, beginnen einzeln zu spielen, ganesh stimmt sich noch mit seinem schüler günter hagemann ab.
dann ist doch nochmal ruhe und ich mache die kürzeste ansage, die ich je während meiner musikreise gemacht habe.
von der eingestellten quadrophonie im raum höre ich nichts. ein zuhörer müsste sich schon ziemlich genau in die mitte der vier lautsprecher setzen...
nach einigen sehr freien, tastenden tönen etabliert sich sehr schnell eine leise, rhythmisch-modale musik, der ich mich mit dem cello, nachdem ich mein instrument nochmals an den vorherrschenden grund-ton (432 hertz) angepasst habe, einfüge. 

in jedem moment, in dem ich mich aus dem vorgelegten puls hinausbewege, scheint das rhythmische gerüst einzustürzen. tut es aber nicht.
vorher rudere ich zurück.   

es wird lauter. das ist gut. so integrieren sich meine einlagen besser, die doch meistens solistisch sind, da ich der einzige musiker bin, der gleich zwei instrumente spielt, die eine melodie, bzw. wesentlich mehr können, als eine rhythmische struktur erzeugen, und sei sie auch noch so farbig. 
...nun, die sansula natürlich auch, die kann auch melodie, die maultrommeln, die khomus in gewisser weise, die tabla auch, besonders, wenn sie von ganesh bezaubert wird...aber da kommt momentan nicht viel. 

soll wohl auch nicht. es geht um das gemeinsame eintauchen. mir ist das zu langweilig, auch wenn ich ständig zur entschleunigungsmusik eingeladen scheine. ich will einfach nicht. 

wenn ich mich da komplett einfügen würde, fühle ich, drohte mir der absturz, verleugne ich mich. 

also breite ich meine stimme oder das cello über diesem feinen, manches mal sehr leisen rhythmisch-harmonischen teppich aus.

immerhin gelingt das immer wieder ganz gut.

nach 20 minuten gibt es einen neuanfang, den ich für eine einlage auf dem cello nutze. ein bisschen freiheit. wie zu beginn, etwas ausgedehnter allerdings. sehr sensibel. fast schüchterne, hohe, piepsige cello-töne füge ich hinzu. drei bis vier minuten ohne einen rhythmischen puls. dann etabliert sich einer: ein wesentlich langsamerer als im ersten teil. steeldrum und cello tauschen sich mit den ersten  drei tönen einer dur-tonleiter aus. 

es folgt ein bruch der tonalität mittels cello, der auch den rhythmus bricht. 
wirbel an der conga. suchen. auflösung des offensichtlich sehr zarten musikpflänzchens, das wir geschaffen haben. 

flickt meine stimme das wieder? eine überlagerung von tonalem (steeldrum) und sprachlich geführter stimme wird akzeptiert. auch die einer gepressten stimme, die immer wieder aus dem nichts auftaucht. meistens aber und des weiteren im hintergrund munkelt. 

nach längerer pause setzt ich erneut mit der stimme ein. sofort zieht der über lange sehr dezente rhythmus lautstärke-und geschwindigkeits-mässig wieder an.  die stimm-führung ist in einer hohen, guttural gefärbten tonlage, mehr singend als rezitativ, ziemlich monoton. sich völlig dem rhythmus einfügend.
habe ich angst, mehr zu wagen?

und mit rhythmus klingt unser konzert aus. session-rhythmus. ich finde keinen passenderen begriff. 

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
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#155 mit jan filip tupa, cello vor alfred wolski's vollspektrum- licht-installation

lichtkünstler alfred wolski, bei dem ich für 3 nächte station mache, wohnt mit rita gegenüber dem weingut geschwister schuch, wo das konzert um 21 uhr beginnen soll.  wir können  die utensilien, die für das lichtaquarium, das wolski quasi als bühne für die musik aufbaut, aus seinem atelier direkt über die strasse in die alte kelter tragen. wir werden in einem hohen raum mit jugendstil-kassetten-decke spielen, die gemäuer der alten kelter sind wesentlich älter.  die gastgeber, ausgesprochen freundlich und neugierig auf die musik, die da kommen möge, offerieren ein glas niersteiner riesling aus eigener produktion.  

zunächst eine mischung aus draussen vorbeifahrenden autos, vorsichtigem singsang und sounds von beiden celli (pizz.)
auch alfred wolski spielt auf diversen kleininstrumenten gelegentlich mit, wenn er sich nicht um die lichtstimmung kümmert. 
der schöne klang des cellos von jan filip tupa gibt der musik etwas klassisch-gesetztes, vor allem, wenn er sich mit meiner stimme mischt, die ich anfangs in ziemlich hohen tonlagen in den raum streue. 

das musikalische gebilde bleibt indes fragil und irgendwie unentschieden, verdichtet sich aber immer wieder erstaunlich
und trägt über immer längere strecken, bis es in einen meditativ anmutenden rausch verfängt, der dann ein präzise gesetztes ende findet. 

erneut neu-töniges, stakkati, kurze läufe, ausbrüche. bei diesem zweiten <stück> sind die beiden celli sehr gut zusammen und die unentschiedenheit des anfangs ist weggeblasen. 

alfred mischt sich fein mit einem wohltönenden daumenklavier unter uns, dann ist nur noch dieses und meine stimme zu hören.  am rande, dann immer deutlicher, jazzig rhythmisierte pizzikati von jan filip.
ich steige mit gestrichenem cello dazu, überdecke dadurch jan's pizzikato-linie. er unterstützt daraufhin mein quasi-solo mit sehr tiefen cello-sounds, indem der den wirbel an seinem cello weit herunterdreht. das wirkt vortrefflich.

ein weiterer schnitt: das dritte stück beginnt mit  mit stimme. erneut eine unentschiedene situation, die von der stimme in einen  neuen charakter gedrängt wird, der etwas majestätisches und etwas vom no-theater hat. was dann anschliesst, ist von experimenteller, leicht-luftiger stimmfürung geprägt, getragen von perkussiven sounds von tupas cello.

tupa löst sich dann mit einem zunächst fern rauschenden, dann dichter und immer lauter und langsamer pulsierenden werdenden sound-teppich, der in heftige, brüllende glissandi
mündet. ich bin inzwischen an der mundharmonika gelandet und interveniere in dieses beeindruckende solo von jan filip, bis alles in unhörbare höhen und wie ein ufo davonschwirrt.

erneutes cello-solo von mir. lyrisch, melodiefetzten, dicht, mit viel druck...das geht dann in einen sehr freien, wieder sehr suchenden teil über. mit sehr viel luft und verträumt, bis die stimme wieder eine richtung weist...(space cowboy, spaced cowboy)...stimme zwischen ganz wenig geräuschen. ende. 

die zugabe ist sehr musiktheatralisch:

stimme, sprechend:< verzerrt: i'm a light-bulb>, flöte, jan filips cello virtuos, man hört einige inhalte dazwischen: < i'm a low-budget light-bulb for you> <licht-erscheinung> <habs mit der flöte immer> <i'm a light bulb for you> <all colors on, all variation > <jede rainbow-colour ist da> <fertig> usw...












roland graeter
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