20110604

#154 mit wolfgang schliemann, schlagzeug und ulrich phillipp, kontrabass

vier minuten die übliche vorrede mit hinweis auf die tuttinale am 31.12.

eines der wundervoll abstrakten konzerte, bei denen ich nur ein bisschen wärme einflechte und die in der kristallinen umgebung dann um so besser zum tragen kommt. 

ich gehe über grosse strecken gerne im klappernd-rasselnd-dynamisch-feinstrukturierten chaos auf.

nein, kein chaos, selbstorganisation! 

schön sind vor allem die ruhepole, durch die das ganze konzert in geniessbare happen gegliedert ist. 

man kann das durchaus meditativ nennen, was hier im wesentlichen zu hören ist: geisteshauche, geistesblitze, lyrische abstraktion ganz gewöhnlicher kommunikation. durch und durch ungewöhnlich, dennoch so vertraut.  warum mir dieses konzert so unendlich vertraut vorkommt, ich weiss es nicht.  ist das ein klischee der <free music>, das sich genau so in meinem kopf und auch in meinem herzen  eingenistet hat? 

meistens spielen wir zu dritt, gerade die richtige menge duos, mal ein solo, immer genug luft, immer der verbindende faden zwischen unseren ohren. nie zu laut, nie so leise, dass man sich sagt:
ach, das ist jetzt aber übertrieben nah an die grenzen gegangen. 

müsste nur dieser text jetzt genauso ein spiegel dieser fliessenden harmonie sein, dann wäre auch die beschreibung perfekt: detailliert, lobend und am ende doch kaum etwas aussagend. wie harmonie, perfektion und belanglosigkeit sich doch die hand reiche können! das lässt mich immer wieder erschaudern. 

dieses konzert ist das pop-konzert der frei improvisierten musik. einfach zu schön. selbst das sperrige passgenau serviert. 

und so weiter. es gibt keine ausdeutungen. 
l'art pur. l'art pour l'art.

hier trifft das mal wirklich zu. 

danke wolfgang
danke ulrich
danke, liebes, dreiköpfiges publikum!

so ganz nur für uns wär's nie so geworden.

roland graeter
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#153 mit dietburg spohr, stimme und klavier/ claudia gollmer, text

die aufnahme bricht erst irgendwo nach fünf minuten an. ich habe vergessen, einzuschalten.

die einführungsrede von gunther hübner hat mich wohl etwas irritiert. dazu eine kette von emotionsaufwallungen und unfällen im vorfeld, die sich auch in unserer improvisation fortzusetzen scheinen. 

ich entkomme diesem psychologischen druck (claudia gollmer sinngemäss: wenn ihr nicht in die andacht um 15 uhr kommt, um euch auf #153 mit mir einzustimmen, kann ich dieses konzert auch noch platzen lassen...), da ich glücklicherweise mein aufnahmegerät vergessen habe und es jetzt, kurz vor 15 uhr, natürlich dringend noch holen muss... 

der text der sieben täler läuft rechts im ohr, ist auf der aufnahme nur selten entzifferbar, immer wieder höre ich etwas von liebe...findet er den unauffindbaren...das tal der liebe betreten und zerschmelzen im feuer der liebe...höre etwas von krallen des adlers, von verbrennen unter der vernunft...(überdeckung durch dietburgs spiel am flügel und cello)
 
in meinen gesängen---reaktionen, wehre ich mich gegen den inhalt des textes, fasele etwas über <only music...in my secret gardens this could be only music, in my sevensleepers garden this could be only music...etc, dann überwiegt wieder die musiktheatralische litaneiische liturgie des gesungenen textes. selten sehr lange. 

immer wieder durch unsere dynamischen zwischenspiele überdeckt...es kommt alles von gott.

liebe...zweifel...adler...krallen...entronnen...

der flügel klingt dramatisch, unterstützt zunächst und übertönt dann die rezitative litanei.

er wird trinken aus dem kelch des uferlosen...schauen...hören die stimme des herrn ...er sitzt auf dem thron...keine kraft ausser gott:
 
dann singe ich: ot doh otto oho otto ho so ooho oho soto ohoooooooooo, unterfüttert von dietburg mit weiteren o's un oho's.

wir geben hier ein gleichnis...heisst es dann weiter von claudia, das einzige, was in ihrem text gesprochen ist, dann geht es rezitativ weiter.
 
das nächste wort, an dem ich hängen bleibe, ist das wort <rot>, dann sage ich aber weiss: wer weiß, schöne farbe, gute farbe, schöne klare farbe! gemischt mit mundharmonika-geräuschen und hohem jammern, grillen von dietburg.

...schaut der wanderer...

weiter: ich schwarz hab, ich schwarz hab dunkel hab schwarz vor den augen...claudia: durch diese art der betrachtung...graeter: nimm doch die hand weg...claudia:sind wir gerade ins streiten geraten
graeter: du arschloch (lachen von claudia) nimm doch die hand weg! (pause) claudia: ins streiten geraten...

gehaucht: hau, hau, haus, hab, mach doch die augen auf (graeter)
...spiegel ist dein reines herz...
...die liebe, die liebe, loslösung. lolölo (dietburg)

...gewähre ich antwort...

langgezogene töne von dietburg, aus denen ich in einen marsch auf der mundharmonika inklusive rhythmischem stampfen ausbreche, auf der bluesharp, die sich dadurch in den vordergrund katapultiert.

...so gelangt er ins tal des genügens... 

dietburg begleitet den text dezenter als ich. steht gleichzeitig aber auch weiter von claudia gollner entfernt:
...er verbrennt die schleier der bedürfnisse und spürt den windhauch...göttlichen....

als mal fast nichts ist, beginne ich schräg und abwesend zu greinen und höre das wort schwermut, reagiere dann auf das wort herz und mache <dum,dum,dum> indem ich mit der hand auf mein herz schlage. dann schöne vokal grummelnde unisono-steigerung von dietburg und mir.
  
...kostest du aber davon...du wirst trinken...

erneut der herzschlag <dumdumdum...,immer schneller>

...du wirst dich von allem lösen...seele hingeben. ich lasse mein herz schlagen, dumm, dumm, dumm, immer schneller...

es ist wirklich nicht klar, was das soll.

meeresrauschen, das aus einem langgestreckten ton hervorgeht.
 
dann: die schönheit des freundes überall...

claudia packt diesen textteil in eine etwas auffälligere liedform und bald sind drei verschiedene lieder im raum, wobei sich meines am weitesten ausdehnt, in ein solo übergeht, das dann in meereswogen erlischt.

...so gelangt er... 

...von verwunderung zu verwunderung...
...wandert von wunder zu wunder.

dass nicht alles auseinanderbricht, ist ein wunder. 
bald, nach mehreren <oh,oh,oh> schiebe ich noch ein zweites lied hinterher, diesmal vom flügel unterstrichen, aber auch vom daumenklavier:

...mehr,mehr, er begehrt immer mehr zu schauen, nie wird er müde, o herr, lass mein staunen wachsen über dich...

alles begleitet von einem recht lauten balaphon-puls und dann von den gezupften saiten im flügel. 

tiefes gemurmel, das den text überdeckt: ein drittes lied, sehr archaisch, geht daraus hervor...

...wo das ich stirbt... 

(ich streue fragmentarisch den alabama-song ein)

...du hast das meer gewonnen (im refrain)

mit dem tamburin ziehe ich zum klavier und singe hinein und singe in die saiten hinein. leiser werdend
  
so gott will, dass wir's erreichen... ( ende)

eine echte gratwanderung. heikel. aber das stück wird angenommen: erst schweigen, dann grosser beifall.

nachrede von herrn hübner. einführung in die folgende diskussion. rede von dietburg.
mein beitrag: all das ist auf festplatte gebannt. habe momentan aber keine zeit, auf diese sehr interessante diskussion, die folgt, einzugehen.
in der marathon-dokumentation wird man über diese disklussion aber eines tages lesen können.



 










roland graeter
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