20110621

#168 mit ludger singer, klavier und akkordeon und aarup sen gupta, tablas bei ice teodosievski in aachen

es braucht einige einfühlungszeit, das konzert beginnt ruppig, fleischbrocken scheinen durch die  luft zu fliegen, da, schnapp dir einen, verschling'ihn, verschlinge dich in meine musik, nein in meine, nein in meine, nimm meinen rhythmus, meine virtuosität, meine dynamik, ach nein, lieber doch zurück in die stille, lieber neubeginn, vielleicht dann ja was flüssigeres...
lieber doch einen tango, eine polka? oder doch ein virtuell-onomatopoetisches graeter-lied ?  bleiben wir da mal an dem dran.  begleitung von piano und tabla...

nichts hält lange vor.  rhythmen stolpern, brechen ab. neue, jazzige vorlage am klavier: auch das nur ein neuer brocken, der keinem so recht schmecken will: 

komisch, mein eindruck beim spielen war ein ganz anderer: mir kam das konzert wesentlich kohärenter vor. nicht so parzelliert. gar nicht wie das vorführen verschiedener möglichkeiten.  aber genau so scheint es zu sein: sehr facettenreich, aber wir bleiben an nichts länger hängen. 

aarup spielt seine tabla völlig frei, nicht wie die zwei tabla-spieler aus konzert #156 mit ganesh shankar mishra oder #163 mit shan dewaguruparan, die kaum von ihrer traditionellen spielart abwichen.

überzeugend in diesem zirkus der möglichkeiten kommt mir der teil vor, an derm ludger seine kleine trompete spielt, auch im zweiten anlauf, als er trompete und klavier mischt. 

aarup spielt meist sehr diskret. auch im nächsten teil und im folgenden, der durch ein monotones cello-solo in hoher lage und von harmonischen clustern auf dem klavier geprägt ist. ab hier, nach etwa 15 minuten, scheint sich in unserem zusammenspiel einiges zu ändern.
die phasen werden länger, wir bleiben länger bei einer musikalischen grundidee oder eine idee fliesst in die nächste über und ist mit der vorigen verwandt.  das piano von ludger fliesst weiter, aarup und ich versammeln sich zu einer rhythmischen einheit, dann steigt auch ludger ins nur rhythmische um und spielt dann vor allem auf dem kreiselnden didgeridoo...
zurück zum klavier, erneut jazzig, dazu schnelles  und freies cello...
schöne stellen jetzt, längst keine fleischbrocken mehr, über lange strecken orientieren wir uns am klavierspiel von ludger, unterfüttert von den tablas. dazwischen entenpfeifen, gesangsfetzen....dann bricht ludger erneut ab, macht was ganz ruhiges, gleichzeitig mit dem trompetchen und klavier. ich orientiere mich an aarup und bediene die kalimba. ein bisschen gesang... ruhiger ausklang. 

noch ein freier teil mit mundharmonika zwischen gesang.
duo zwischen ludger und aarup. dann zu dritt. ungewöhnlich meditativ.

nach dem konzert folgt ein langer, amüsanter abend im atelier von ice.
wunderbare leute, die er da in sein atelier geladen hat.
so auch sabine jacobs, deren zeichnungen mit denen von ice an den wänden hängen. sie sind beim hören meiner cd <nachtgesänge und ekstasen> entstanden. ausserdem habe ich sabine das zustandekommen dieses konzertes zu verdanken. 
  
roland graeter
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#167 in der gecko-lounge koblenz mit heike kraske trio, stimme, uwe an der gitarre, jens an saxophonen und schalmei und gast donald an den bongos...

das geht alles ganz langsam und vorsichtig los, neuland für dieses sehr sensible jazz-trio. und es ist gleich zu beginn so frei und brüchig, wie man sich das für ein marathon-experiment in einer jazz-lounge in koblenz nur wünschen kann. 

wenngleich sicher einige der  gäste nicht weiter in ihre roten sessel versinken, wenn ihre lächelnden unterhaltungen musikalischem stress ausgesetzt werden, ihr lächeln in unsicherheit oder offene missbilligung umschwenken... davon bekommen wir im moment nichts mehr mit, in weil jens auf seiner schalmei trötet (die überraschung, von der mir schon gleich nach ankunft berichtet wurde) und diese schalmei überzieht die gecko-lounge im nu mit einem heissen sandsturm und alle fragen sich nur, ob sie den überleben.

der von mir eingeladene bongo-spieler donald, der als heute 70-jähriger schlagzeuger angeblich schon die ganze welt bereiste, sitzt am rande der bühne, singt gegen die schalmei an oder klopft auf seine kleinen trömmelchen. 

niemand kann da etwas ausrichten, heike oder uwe versuchen es schon gar nicht. nach dem schalmeien-solo geht es dann nach einer verschnaufpause wieder sanft und tastend zu. donald findet sich vielleicht am wenigsten ein. er spielt so, wie er da am rand sitzt, vielleicht mit dieser geistigen haltung: ich spiele zwar mit, aber ausser konkurrenz...

das konzert wird eindeutig von jens angeführt, er hat einfach die lautesten instrumente. vielleicht ist er durch die generell vorherrschende meditative sensibilität genervt. ich finde diese mischung, die abwechslung zwischen den reeds, die alles übertönen können und den leisen passagen, die gegen ende unserer improvisation immer dichter werden, ziemlich gut. (und bleibe also ohne wut)

wenn hier schon das bild des aussenseiters auftaucht: eigentlich gibt es in diesem konzert ja zwei: donald und jens. rechts und links aussen. 

dann aber wieder auch nicht:  mittendrin scheinen wir wirklich alle zusammenzuspielen. es gibt einige solcher wellen. 

ruhe wird vor allem durch uwe's gitarrenspiel und heikes sehr zurückhaltenden gesang gewährleistet. jens und ich ziehen die musik dann wieder ins heftigere. zartes, jazziges geflecht mündet in lauteres, freier-jazziges. donalds kongas plätschern am bühnenrand dahin.

zum zweiten mal die schalmei, zum zweiten mal singt donald. im schatten der schalmei bekommt er mut.

aber das musikalische ergebnis ist in solchen momenten ziemlich unerträglich.

wohin sind die ohren fort?    

 

 







roland graeter
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