20110520

#138 mit susanne wieneke, stimme

die wasserscheune erbsen ist ein ausgesprochen angenehmer veranstaltungsraum. neu-und umgebaut von einem gartenarchitekten, der inzwischen in afrika lebt. 

und heute hab' ich mal richtig lust, loszulegen mit dem cello. so eine art neue musik kommt da raus, ziemlich heftig. 
susanne wieneke ist erst mal entfernt von mir ins publikum eingetaucht. und fast unhörbar mit einem kleinen, anschwellenden ton. 

den nehme ich mich in meine spiel herüber. ihr ton geht dann in einen hohen schrei über, zweimal, dreimal. 
als sie nach ein paar minuten die bühne erreicht hat, singt susanne zu den stehenden cello-tönen, die mit glissando-versetzten passagen abwechseln, st wie ein theaterspielende katze.  das hat eine gewisse eigenständigkeit, aber ich habe keine ahnung, welcher farbton des cellos oder meiner stimme dazu passen könnte. 

das ganze entspannt sich in ein zitterndes gemurmel meinerseits, gleichzeitig saltando auf dem cello und lautmalerisch-padadapatataddatta mit der stimme und in ein gutturales tremolo ihrerseits. 

ein zwischenspiel, das die anfangsgestik auf dem cello wieder aufnimmt.  und das geschieht dann noch öfter. 
irgendeine leitstruktur muss sein. das fühle ich heute besonders. weiss der impro-kuckuck warum.

der zweite teil des gemurmels ist sprachlicher als der erste,
susanne flippt ins flapsig-groteske, ich versuche eher ernst zu bleiben, will nicht, dass die musik zu weit in was anderes abkippt. führe das schon vorhandene lautmaleische material
weiter aus... 

(mein ästhetisches gewissen...ja, ich will es dem pulikum recht machen...was sich aus meinem munde vielleicht etwas überraschend anhört...)

dann kommt was leises, lyrisches, wir umkreisen uns leise- melodiös-verträumt bis auf nulllautstärke zurückfahrend.

das explosiv-wässrig gespielte cello greift susanne lachend auf. es bleibt eine miniatur. 

die nächst folgt. ich bleibe hartnäckig beim rhythmus. susanne greift ein lautmalerisches detail heraus und schleudert es sprachlich-mächtig ins publikum.

theater. ich fedre ab, gehe in den schlaflied-modus und lasse susanne ihr musik-theater solo spielen. 

kleine irritation. keine ahnung, wo ich mich eigentlich befinde. dann sagt mir etwas: cello! mach weiter auf dem cello: erinnere dich an den atonalen, neu-tönerischen beginn. und damit fängt sich das konzert wieder:

die glissandi vom anfang sind da, susanne hat sie auch verinnerlicht und es gelingt ein wirklich angenehmes duo, das immer dann zu einem solo von susanne wird, wenn sie für mich zu weit in die tier-theater-welt abweicht.
 
manchmal ist mir aber auch wurscht, was sie macht, und ich halte mit dem cello dicht dagegen. 

bei einem solo scheine ich aber doch etwas von susannes  teilweise frivolem stimmgbrauch infiziert, wen wundert's, davon ist ja auch in mir genug.

dieser doppelstimm-teil, bei dem man durchaus worte wie
<beautiful><summer><sun><political democratical correctness> etc.wahrnehmen kann, gipfelt in einem
furiosen fortissimo-gaddegaddegeddegadde-stimmsolo, das wieder in einem ruhetal landet, dann legt susanne ein zweites mal los, schreidend und grunzend. 

anlass für ein cello-solo, das weit komplexer und auch virtuoser ist, als ich es in erinnerung habe, und das dann eine kleine melodie einschiebt, was dem extremspiel drumherum mehr würde verleiht. 

es folgt ein schönes duo zwischen der stimme von susanne, die hier trompetenhaft klingt, und meinem flöten-gespiele, dem ich etwas melodiös-repetitives zu verleihen versuche.

dann stehe ich auf, schwinge die arme vor und zurück und greife den trompeten-sound von susanne auf, mische ihn mit dem pendeln der arme, klatsche ab und zu, um, ich weiss nicht was oder wen zu verscheuchen.  wir bleiben auf einer tonhöhe, alles ist laut und rituell, dann bricht die stimme susannes aus und  ich fühle mich wieder als jemand, der besänftigen und zurückholen müsste. 

nochmals cello. punktuell.  pizzikato.  susannes stimme jammert leise.  mal jazzig, mal verloren. winzige miniaturen. grosse pausen
 
neue musik. mein hauptthema heute. neue musik und ekstase.

dann doch noch das obligatorische lied, ins schwarz hinaus gesungen. susanne nimmt das gefühlsmässig auf und so sind wir sofort wieder ganz wo anders. musikalisch interessant wird es aber erst so richtig, als ich noch parallel dazu das cello auftauchen lasse.  zweiter satz.  ähnlich. 

endgebrüll. das, was ich da mache, erinnert an das, was es auch auf einer meiner cd's zu hören gibt. 

ausklang mit 2 stimmen. versöhnung.       

roland graeter
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