20111210

#337 solo weinbergstrasse potsdam


meine musik ist so etwas wie eine anti-musik. etwas, was sich der  volltönenden, geschliffenen, absichtsvoll emotion erzeugenden musik genauso in den weg stellt wie der vorwiegend mit berechnung und intellekt erzeugten.

eine etwas dumpf und sprachlich  klingende musik. 

in ihr steckt ein credo für  "back to the roots", für musik purer, animalischer kraft und libido.

 

die heftige spannung in dieser musik, die hörbar als frenetisches zittern durchschlägt, endet immer wieder in erschöpfung oder sie flaut in gelassene ruhe ab.

ihre ungeschliffene, manches mal bis ins groteske und theatralische ragende seite verstärkt die wahrnehmung ihrer anderen; die ihrer sensiblen vielfalt und vitalen klarheit.

ich spiele rau auf einem als sanft geltenden instrument. ich singe mit einer farbigen stimme, die ursprüngliches, freudiges und schmerzvolles in sich birgt.  

der musikmarathon 2011 ist ein projekt, diese musik in der begegnung mit anderen improvisationskünstlern weiterzuentwickeln. 

erstes motiv ist es aber, mit diesen 365 ad-hoc-konzerten einmalige, unvergessliche hörerlebnisse zu schaffen. es ist meine überzeugung, dass unsere musiklandschaft  diese improvisatorische würze täglich nötig hat.


aus dem booklet meiner 2.cd "nachtgesänge und ekstasen":

vor allem interessiert mich die musikalische erzählung im umkippen zur ekstase, das stolpern in den rhythmen und das spiel zwischen verzahnung und unabhängigkeit von stimme und instrument.

der gegensatz archaisch/artifiziell ist dieser musik eigen. er drückt sich in selbstvergessenen liedern, rufenden rezitationen, verhextem lachen auf der archaischen und in gesetzten reibungen, luftigen largos oder gehauchter akrobatik auf der artifiziellen seite aus.

beim singen verwende ich meist nonsens-artikulationen, die hin und wieder spielerisch übers horchen in den sinn rücken, beim cello verschiedene stimmungen und in der perkussion außer den instrumenten (darbuka, kalimba, tambourin) allerhand krimskrams und häufig die hände und die nackten füße.

das kommt dem anspruch, meine kompositionen aus dem moment heraus entstehen zu lassen, entgegen, obwohl es sich andererseits nicht vermeiden lässt, dass durch die ständige praxis dieser musik so etwas ähnliches wie ein repertoire entsteht. 

im wesentlichen versuche ich, bei konzerten immer wieder ganz neu in unbekannte wasser zu springen um dort den schon ganz zu beginn erspürten harakter einer improvisation zu entfalten.

  


roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
www.musikmarathon.com
www.vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq





#341



seit mitte der 80er jahre vertieft sich roland graeter  mit seiner musik für cello und stimme in ein ganz eigenes universum.

mit der stimme spürt er nuancen sprachlicher und vorsprachlicher äusserungen nach. 

diese onomatopoetischen recherchen mischen sich mit huschenden, virtuosen oder rauen miniaturen auf dem cello. bisweilen steht das cellospiel graeters ganz im vordergrund und wird nur spärlich und wie beiläufig durch seine stimme ergänzt.

einen weiteren schwerpunkt von graeters musik findet man in liedhaften vorträgen, die teils afrikanisch, teils asiatisch anmuten und häufig von einem stolpernden puls begleitet werden.

diese in graeters solokonzerten eingeschobenen <lieder> wirken wie inseln der ruhe in seinem ansonsten eher aufwühlenden und sehr dichten solovortrag.  

obwohl graeters arbeit komplett improvisiert ist,  ist sie  weit davon entfernt, beliebig zu sein. durch die bedingungslose intensität der konzerte nimmt es der zuhörer ihm ab, dass diese musik genau so und keinesfalls anders ablaufen muss. 

insofern könnte man hier ausnahmsweise einmal von tatsächlichem< instant composing> reden;
und das umso mehr, da graeter sein musikalisches material eher vertikal auslotet und weniger horizontal ausbreitet. 

diese tatsache verleiht dieser musik bisweilen auch etwas meditatives. dennoch hat sie durch ihre starke physische präsenz und der völlig im einklang zur musik stehenden körpersprache nichts heiliges an sich.

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
www.musikmarathon.com
www.vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq





#344 solo weinbergstrasse potsdam

"graeter macht musik, wie wenn er sich als zitronenhälfte sähe, die er gerade selber ausquetscht. na und? wir haben es genossen, ihn so in aktion zu sehen, einer, der weiss, dass er die letzte musik aus sich hervorpresst. es hört sich an wie eine der letzten echten musiken dieser welt.

den eindruck von ausgepresster, letzter musik hat man vor allem dadurch, dass graeters improvisationen sich immer am rande des klanglichen bewegen. sein cello klingt trocken, seine stimme sprachlich und alles schreit; auch seine leisesten, entspanntesten lieder lassen diesen schrei noch ahnen.  

wir gewinnen den eindruck, dass diese soeben entstandene musik nicht nur den moment zelebriert, sondern auch anklagt, unsere satte kultur mit den letzten mitteln verzweifelten kunstwollens anklagt.

verblüffenderweise gerät graeters performance dennoch zum genuss: eine kugelfisch-mahlzeit." 

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
www.musikmarathon.com
www.vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq