20110426

#114 mit gerhard plietsch, piano und werner weinelt, kontrabass etc.

zunächst rezitiert, serviert auf zarten und rauen klängen, werner weinelt über ein vocoder-mikrophon verfremdet den text <wölfe im garten>. 

dann unser über das ganze konzert hinweg beachtliches, sehr sensibles, ruhiges, minimalistisches trio. mit kleinen, repetitiven themen, zunächst vom cello geführt, dann von weichzeichner-klängen, immer wieder aufgespiesst von piano und vor allem vom  cello und meiner stimme. über kurze strecken könnte man sagen:wohlige ostersonntag-musik. da bleibe auch ich im schön-tonalen bereich.

man könnte das auf eine meditations-cd lasern, wenn, ja wenn graeter nicht graeter wäre, der alsbald wieder aus der wohlfühl-umhüllung ausbricht. aber die schöne macht der langen, zarten harmonie siegt immer wieder, und vor allem die ruhe, die mich an die ruhe satie's erinnert.  die beiden ruhe-musiker
rechts und links zähmen mich.
werner weinelt verstärkt die ruhe, aus der ich immer wieder ausbreche, mit wolkigen synthesizer-klängen. 
freiere, perkussivere passagen schliessen an.  
ich steure ein neues, leichtes thema auf dem cello bei. 
alles ist freier, waghalsiger als zu beginn...doch der teppich schimmert weiter durch alles hindurch. 

die beiden schaffen es, mich auf dauer im zaum zu halten.  das gibt diesem abend die unvergleichliche qualität.  ich führe zwar zweifellos das trio an und werde gleichzitig sanft gezügelt.
 
man kann kaum glauben, dass es funktioniert, mit so viel stille und so wenig material einen grossen spannungsbogen aufrecht zu erhalten. 
es gelingt uns aber.
 
nach einem zaghaft-perkussiven teil ein zweiter, in dem wir alle drei perkussiv spielen,ich jedoch zusätzlich stimme dazu gebe. 

von werner weinelt kommt jetzt meeresrauschen, kügelchen, die im grossen tambourin rollen. mövenschreie. im hintergrund stöhne ich rhythmisch.

das konzert ist ziemlich lang. es maht einfach zu viel spass.
als zugabe (ohne klatschen dazwischen) gibt es herzschlag-klänge, die ich skandiere. 


#113 mit markus schilg, synthesizer im legendären galeriehaus hof von werner weinelt

von plauen sind es nur 30 minuten nach hof. vor meiner abfahrt erfrische ich mich noch in einem wasserloch bei plauen in einem zufluss zur weissen elster. frank thomas gerdes ist kaltwasser-fan und springt selbst mitten im winter dort ins wasser.

um sieben treffe ich mich mit werner weinelt im galeriehaus, einer weithin bekannten <institution>. weinelt führt diese kulturkneipe schon seit 40 jahren und hat seit eh und je improvisierte kunst im programm. insofern ist das publikum, für ostersamstag erstaunlich zahlreich, darauf vorbereitet, dass hier ungewöhnliches geboten wird.  

markus schilg sitzt ziemlich weit entfernt von mir und will nicht ins rampenlicht. die kleine bühne soll, so will es auch weinelt, alleine für mich, den marathon-musiker, sein. eigentlich ist mir das nicht recht. aber dem freundlichen, entschlossenen weinelt kann man kaum widersprechen.  

und so wird dieses konzert ein solo-abend, begleitet von markus schilg, feinfühlig und zurückhaltend.

...aber wehe, es ist eine musik, die wir noch nie gehört haben und auch nie mehr hören werden, kreative musik, die aus dem dialog entsteht. so etwas haben wir heute...seien sie dankbar, das hier hören zu dürfen... einen fünfer müssen sie dafür allerdings schon abdrücken...
 
lang-gezogene hohe vibrato-töne auf rotierendem, obertonreichen sphärenklang. abgewechselt und unterstützt vom rauchigen cello.  

ich starte eine wilde party auf diesem soundteppich, dass er fliegen möge...und er trägt mich fort. so sehr, dass ich ihn manchmal völlig vergesse. 

bisweilen beschwöre ich aber diese kräfte, meine eigenen kräfte, sie mögen mich noch höher hinaus lassen.   

plötzliche ruhe. man könnte das als landung interpertieren. aber ich sacke gleich samt dem teppich in die unterwelt ab.  irdisch ist hier nix.  die stimme beschwert sich darob zwar, aber erst durch ein cello-solo gelingt die <begehbarkeit> dieser musik wieder.

einige geräusche aus dem publikum untermauern die möglichkeit, dass wir uns in einem live-konzert befinden, aber niemand käme auf die idee, dass das an einem ostersamstag des jahres 2011 im beschaulichen hof sein könnte. aber es ist so. 

die nächsten 10 minuten bricht aus meinem mund viel virtuoses gebrabbel und dass ich gleichzeitig oder abwechselnd in die bambusflöte, die trillerpfeife und die entenlockpfeife hineinsinge, ist neu. 

dann verliere ich mich in der vertrauten verträumtheit, aus der ich mich durch einen tamburin-rhythmus hangle, wieder in sie zurückfalle, mich herauskatapultiere durch brechen des rhythmus, versuche, meinen geist einzuschalten, indem ich mehrere träume gleichzeitig musikalisiere. der klangteppich geht weit zurück, wandelt sich  zu metallischen böen, zu gurgelndem, kosmischem wind.

mein vortrag hat sich in eine rhythmische struktur gefügt, der metallwind spielt darin keine rolle.  weite entfernung von den sounds von schilg.  man kann aber nicht einfach irgendwann, mitten in einem liedvortrag kommen und fordern: so, jetzt, reagiere, mein freund.

ich breche ab und komme zurück zum cello. es gelingt mir ein
konsequentes, schreitendes solo. das mündet, ganz zum schluss in ein schreind-gestisches solo. 

zugabe: darbuka, stimme. theatralisch.  markus schilg traut sich mehr. 
ein echtes duo. warum erst jetzt?