20110506

#125 mit karl helbig, saxophon im käthe kollwitz haus moritzburg

das ist mal wieder was besoneres: 

junger musiker, junges, ganz kurzfristig rekrutiertes, ebenso junges publikum. 

vorrede vor dem eingang zum käthe-kollwitz-haus. ich sitze auf der gartenbank in der sonne und das publikum steht im halbkreis um mich herum.
  
der konzert-raum hängt voller otto-dix-bilder... und ein schöner, weich klingender blüthner-flügel steht hier im osten wohl fast überall? 

ich habe ihn aufgeklappt und ausgestellt. mal sehen. man weiss ja nie, was mir die impro-lust so alles anträgt.

karl helbig spielt ordentlich, vor allem auch nicht zu laut, ist aber kaum dazu zu bewegen, seine pfade zu verlassen, herausforderungen meinerseits anzunehmen. also versuche ich, mich möglichst flächendeckend an seinem tonalen spiel zu orientieren. 

so wirken allerdings meine abschweife davon wie ausrutscher. das kann musikalisch nicht wirklich gut gehen. doch bleiben wir beide aufmerksam und genügend taktvoll, dass das konzert nicht kippt. 

gelegentliche pausen mögen von harmonikalen missverständnissen herrühren.  man könnte zumindest eine davon so interpretieren: 

<oh, mist, war das wirklich so gemeint?
setzen wir doch neu an. versuchen wir's nochmal!>

auffällig ist, dass wir beide nicht den groove des anderen erreichen können oder wollen. nur, als das konzert einige male für kurz ganz langsam vorwärts-tickt, gelingt das. dann galoppiert karl wieder jazzig davon und lässt mich in meiner meditativ- rauen gesangswelt zurück. 

dann ein kleines vokalsolo von mir mit kalimba.
irgend jemand schneuzt sich ausgiebig. gerade jetzt.

karl helbig steigt mit weichen tönen dazu und bleibt erstaunlich lange bei diesem material, das sich ganz gut zu meinem gesellt. 

dann stehe ich auf, murmle, gehe zum flügel, mache geräusche und kurze klimpertöne. husten.  heftige begleitungs-einwürfe zum saxophonspiel. das gelingt recht gut... für einen nicht-pianisten. und so bleibe ich etliche minuten, bis zum ende unseres kleines konzertes am flügel.

zugabe wieder mit cello! bessere verzahnung als zu anfang. freier. mehr ohr. zünftig, presto. gut so.

und wir finden ein klares ende zusammen!