20110205

musikmarathon tag#35, 4.2. galerie post fine arts, freiburg mit michael kiedaisch

meditativ, ruhig. kiedaisch an klingenden hölzern und blumentöpfen, holz-und stein-xylophon, schellen, glocken, alles am boden ausgebreitet, seine klänge etwas verdeckt vom zunächst auch vorsichtigen, dann eruptiven cello, das dann wieder mit einem appergione die glockenklänge imitiert. 

kiedaisch bleibt lange bei seinem schlagwerk rechts von mir, ich wechsle nach 8 minuten vom cello zur stimme, nur kurze einwürfe mit dem cello, damit ich nicht den kontakt zu ihm nicht verliere: <wir sind eine einheit, wir zwei> schiesst es mir durch den kopf. selten genug, dass ich während eines konzerts an etwas anderes denke als musik. 

dann wechselt kiedaisch zum instrumentarium links von mir, was mich dazu verführt, ein kleines cello-solo hinzulegen.

als michael zu einem grossen metall-rahmen-tambourin greift,
wird der vortrag sehr rhythmisch und laut, mit gerufener stimme, kurze rhythmische einwürfe vom cello, immer passe ich mich den farben von kiedaischs sehr differenzierter klangwelt an. der schöne, schwere rhythmus bricht ab, bröckelt, wird aber von der stimme wieder aufgenommen...dann stille: grosse, lange, dumpfe stille. tiefe, sehr tiefe trommel, mysteriöses cello, das sich immer wieder von den tiefen, dann tropfenden sounds kiedaischs beruhigen lässt, allmählich knacksend und abstrakt wird, man kann der tiefe aber weiter nachhorchen; sehr schön, daß der grundcharakter dieses teiles so lange durchträgt, selbst als kiedaisch zum klavier wechselt.

das knackende, abgehackte dieser spielphase bleibt bestehen, und ist durch ein kleines, wiederkehrendes thema am cello gekennzichnet. als kiedaischs klavierspiel in daumenklavierspiel übergeht, hangle ich mich singend an englisch klingendem wortmaterial <daytime> vorwärts. da <daytime> dann ausklingt und zu lange ruhe ist, fangen die leute an, zu klatschen und die 36,5 sind nach gut 30 minuten schon rum. 

die zugabe ist ein wndervolles perkussionssolo von michael kidaisch und wird durch besen auf cellosaiten, kleine, rufende einwürfe und gegen ende einen einzigen hohen, gesungenen ton durch mich begleitet: da die zugabe länger ist als geplant, kommt das publikum doch noch auf seine vollen 40 marathon-minuten. 

galerist und gastgeber wilfried post verlängert das konzert noch um ein schönes nachwort. er fühlt sich an antonin artaud erinnert, an dessen riskantes theater... und zitiert:
<was wir lieben, haben wir lieben gelernt>
posts nachwort endet so: 
<ich werde vielleicht morgen schon anfangen, diese musik zu vermissen>