20110403

#92 mit reinahrd köhler, e-bass und isolde werner, stimme

auf einen sich allmählich ausbeitenden, leisen  teppich setzt isolde werner einige stimmtupfen, die arabisch klingen, dann welche von mir,  graeterisch klingend. reinhards basslinie tröpfelt nebenher. 

wir scheinen zu merken, dass wir's gar nicht so meditativ wollen, denn mit einem mal wird's schräg, schrill und experimentell.  

das rauschen des basses (viele effenkte) führt uns nur andeutungsweise und gelegentlich wieder auf meditatives terrain. 

ich versuche durch melodieverläufe einen zusammenhalt.  was reinhard köhler beisteuert, kann man einen frühlingshaften zwitscherteppich nennen. daraus taucht ein kratziges cello-solo auf, das dann in einen zweiten experimentellen teil mündet, der mit einem schönen duo-gesangs-ton, von mir und isolde erzeugt, endet.  

dann leitet reinhard köhler in einen puls über, auf dem sich die stimme isoldes jazzig bis frei ausbreitet. ich nehme den puls mit dem cello auf, breche ihn mit stotternden strichen, gleiche mich so an die momentane stimmführung von isolde an.
 
es bildet sich ein duo mit dem bass von reinhard, der in der tiefe knurrt und dann erneut einen puls vorgibt, um am ende wieder meditativ zu surren. isolde erwidert das mit hauchig-zittrigen einwürfen, man könnte glauben, sie friert. heute war der bislang wärmste tag des jahres 2011. 25 grad im schatten.   

an isoldes seite (sie in der mitte) singe ich verträumt mit unterstützung der kalimba vor mich hin. obwohl jeder was ganz anderes macht, passt das jetzt für mein gefühl sehr gut zusammen. 

schade, dass auf der aufnahme ein kanal fehlt.
 
ein sehr schöner, ruhiger, langer mittelteil. isolde hätte gerne ihre musikalischen ideen ein bisschen mehr ausbreiten dürfen. generell. schöne stimme. unerwartet verschiedene klangfarben.
 
dann:

auf die rauschend-knacksend-brummende klangwelt von reinhard setze ich eine ebenso desolate linie mit bambusflöte und stimme, isolde arbeitet mit k,p und t-lauten. 

plötzlich geht der bass in eine art <such-modus> über, was mach ich wohl als nächstes, mal sehn. 

ich singe in die mundharmonika und isolde kreischt, lacht oder singt etwas sehr verträumtes mit ein bisschen hall. oder sie fabriziert eine virtuose zungen-intarsie. sehr ungewöhnliche mischung. lässt aufmerken. 

der bass busselt lange alleine durchs fast leere,schwarze theater der adk, isolde gesellt sich mit südamerikanischer klangfärbung dazu, um bald wieder davon abzukommen, was ich sehr schade finde.  

ich begleite das ganze schreitend mit der darbuka. der inzwischen doch irgendwie tragende sound des basses fehlt plötzlich. 

reinhard versucht, ob etwas sphärisches besser passen könnte.

ich bleibe bei meinem schreitenden, manchmal stolpernden rhythmus.
bezweifle aber, ob er den rest zusammenhält.

das ende kommt unvermittelt. nein, das ist kein gutes ende. nur verursacht, weil die marathon-konzert-zeit abgelaufen ist. 

isolde redet über die 36 minuten. woher wir wissen, dass das konzert jetzt vorbei ist? warum wir eine zugabe spielen, wo wir doch gar nicht wissen, ob das publikum eine will...wenn es nicht ganz so lässig und intim gesprochen worden wäre, hätte das noch zum ende des konzertes gehören können...ach nee, klatschen war schon.

viel zu viel verschiedenes, aber schöne teile. verweile doch... 

die zugabe beginnnt vielversprechend, gerät dann aber nicht. franst aus.
eine musikalische idee hätte genügt. 

<so kanns gehn> 
(o-ton dorothea ernst bei #91) 
 

   
  

#91 mit dorothea ernst, sprache, stimme

<ein kleiner taugenichts... tauge nicht, taug doch...kleine wegwarte, an der strasse, mit geschlossenen augen.. küsst rosenrot...>. soll ich mich angesprochen fühlen, soll ich als der <intuitive roland> darauf reagieren?
wird das ein konzert, das aus der musik völlig rausläuft?
bis wiesengrün und rosenrot begleite ich mit dem cello, ziemlich brav, dann greife ich das rosenrot onomatopoetisch auf, führe es für minuten mit mir. plötzlich sagt dorothea <sapperlot>, ich antworte mit einem zweiten onomatopoetischen versuch, dann etwas repetitives, von dem ich glaube, dass es den poetischen inhalt nicht stört: <der graben lacht vergoldet> das könnte über dem gesamten konzert #91 stehen. denn hier arbeiten zwei performer parallel auf derselben bühne. aber doch irgendwie gekonnt.

das wort<abgelegt>inspiriert mich wieder etwas, dann <künstler> und <praktisch quadratisch>. letzteres ist wohl eine anspielung auf die förderung des musikmarathon durch ritter sport. gibt es z.b. 91 ritter sport sorten? dann könnten wir doch das gesamt-kunstwerk bei ritter für weiterförderung einreichen? samt der religiösen damen <backstage>, 8 mit fotokopien der marienkapelle essingen beklebte kartons im a0-format, die hinter uns aufgereiht sind.

künstler küsst nächtlich überdrüssig... so geht es weiter-oder ähnlich. das kam vielleicht nicht genau so aus dem munde von dorothea ernst, es macht einfach spass, mit diesem schönen material hier weiterzuspielen.

interessante bis amüsante wortfragmente, aber wie geht ein impro- musiker auf dauer damit um?
es entstehen also zwei nebeneinander her laufende filme,
auf einer meta-ebene synchronisiert, die allerdings fragen aufwerfen, die niemand befriedigend beantworten können wird.

vielleicht hätte ich doch auf die textvorgaben auch mit text reagieren sollen? zu spät. ich blieb bei musik und lautmalerei und wählte die parallelität. ich bin nicht reif für den slapstick, obwohl ich das ja jetzt schon geübt habe (siehe #61 mit bernhard brendle im schattendasein heidenheim).

das stampfen dorotheas auf den teppichboden. (muss man sich mal vorstellen: eine bühne, die mit teppichboden beklebt ist und wie sich dieses stampfen dann anhört)

<in der unendlichkeit der gefühle halt gemacht>

die inhalte von dorotheas poesie sind übermächtig, aber ich lasse mich nicht beeindrucken, sauge musikalisch aus <glücksstern, tanze in der nacht> und anderen fetzten, was ich eben kann. meistens passt dazu gemurmel oder ein dezenter rhythmus.

<nachtvögel in scharen hinter tränenbergen vertrieben>
<ich schneide luft messerscharf in zwei teile>
<halt, stop, päng>

erst gegen ende greife ich wieder zum cello und bringe für längere zeit melodische, trillernde akkorde hervor. solange, bis dorothea textlos singt. und dann singen wir beide...(aber man sollte das nicht als <on-stage-lernprozess> begreifen). es kam mal so, für kurz. so wie ich auch immer mal wieder kurz auf dorotheas texte eingehe.

auf fotos und kurzvideos sehe ich hinterher, dass dorothea ernst sich sehr schön zu ihren texten bewegt. von augenschmaus kann auf meiner seite der bühne eher nicht die rede sein. da hängt ein verträumter mit geschlossenen augen über seinem cello oder singt verträumt zu seiner darbuka. wie das zusammenpasst?

das zahlreiche publikum applaudiert anhaltend.

<windbeutel>
<so kanns sein>
<kuckuck>
<fertig>

im nachhinein gibt rainer graeter noch eine zweite vorstellung der heutigen protagonisten des marathons, das ist für mich schon die zugabe, wir greifen in seine rede ein,
jezt macht er sogar werbung für mein haus in südfrankreich, beschreibt, wie ich es aus altmaterialein gebaut habe, wie schön es dort ist. besser als hundertwasser, übertreibe ich, weil mir die quinquerlet- werbung (so heisst mein haus) an dieser stelle etwas peinlich ist. dann stellt er das ehepaar ernst nochmal vor (er ist maler, zeichner). dorothea grüsst die kinder aus der kinderwerkstatt aalen (wie im radio).

unsere zugabe geht weiter oder erst richtig los:
dorothea redet vom ronden mond, ich vergleiche unsere beiden bühnen-terrains mit einem lavendelfeld ( bezug zur werbe-einlage von rainer)
musiziert wird nicht mehr. alles nur sprache, slapstik.

na also, geht doch.