20110419

#108 mit den jungen musikern von palawa in der blauen fabrik dresden

wir sind zu beginn so leise, dass man häufig das brummen des gitarrenverstärkers hört.  
es gibt sie noch...und wird sie immer geben, diese sensiblen, freundlichen, jungen musiker. gute musik wird auf immer weiterleben. 

von mir kommt gesang und ein absteigendes pizzikato, langsam und mehrmals. 
von den anderen geräusche von maultrommel, megaphon, sax, perkussion, und  sehr kurze, verhaltene e-gitarren-einwürfe.

erst nach 7 minuten wird die session lauter und von der seite des gitarristen für kurz jazzig.  schönes duo zwischen sax und stimme, 
sehr dynamisches, sensibles zusammenspiel von allen vieren, sogar transparent, auch wenn's mal lauter wird. 

dann schlage ich einen punktierten rhythmus in die saiten, über den mark weschenfelder ein ruhiges solo legt.  dann kommt ein ziemlich ausgeflipptes cello-solo, sehr schleifend, sehr wässrig, auch im hintergrund rauschts.  am ende greife ich den vorigen rhythmus nochmals auf.
 
dann wird alles perkussiv, ein vibrierender teppich, über den konstantin behrendt mit seiner gitarre ein schönes, free-jazziges solo legt. duo zwischen ihm und steffen roth am schlagzeug. 
 
ich steige mit stimme, über die mundharmonika verfremdet, dazu. hier entwickelt sich ein kernstück unseres konzertes. grosse intensität, grosse dichte. es wird laut, aber es ist gute musik. irgendwann voll und ganz trio palawa-musik. ich höre zu.

ein weiterer abstrakter teil, bei dem vieles nebeneinander her funktioniert. hört sich aber gut an. schwingt. ist gut verdrahtet.
 
dann ein ganz einfaches thema:  6-12-16 töne gleicher höhe aneinandergereiht und immer ins nichts ausklingend. sehr viele variationen, verzögerungen, absenkungen. aufstockung zu einer melodie durchs saxophon, die an < es tanzt ein bi ba butzemann> erinnert.

nach diesem teil ist für mich das konzert vorbei.  auch wenn die umsetzung der grundidee nicht perfekt war, es war für eine freie improvisation für mich etwas ganz besonderes. 

weiter gehts mit geräuschen vom megaphon, ich steige mit dem cello dann doch nochmals ein. 

immer mehr schlagzeug, dann nur noch schlagzeug.  vorsichtiges, leises solo.

ganz am ende nochmals mit gitarre. 47 minuten sind dann gut. 

im zweiten teil spiel ich im dritten stück nochmals mit. 
ich beginne einen gesang. palawa bewegt sich dazu weitgehend unabhängig. je länger je lieber.  anfangs irritierend. auf länger sehr bemerkenswert konsequent.
  



 


#107 mit nikola lutz, saxophon

da lin hui chun plötzlich verhindert ist und nikola lutz heute ihr 8. interview im rahmen der schlaglichter machen wird und sie auch noch ihr saxophon dabei hat, springt sie als partnerin ein.  das publikum scheint teilnahmslos, scheint uns zu ignorieren. wir lassen uns nicht drausbringen  und spielen kompromisslos und intensiv, sehr extrovertiert, mit sehr viel sprachfetzen meinerseits.  nikola ist nahe am mikrophon und somit auf der aufnahme sehr laut.  das macht diese aber deshalb nicht uninteressant: was ich spiele, wirkt bisweilen wie durch ein filter, da der limiter die lautstärke des saxophons und somit alles herunterdimmt.

lange setzen wir uns mit einer einzigen tonhöhe auseinander. man hört eine extatisch-minimalistische zentralton-musik. 

dann wieder triller und klappen und lautmalerisches gebrabbel. bisweilen illustrativ-theatralisch. da der gesamte vortrag aber sehr dicht ist, bleibt alles einheitlich und bricht nicht in eine aussermusikalische welt um. englisch-sprachliche ausbrüche. 

es gibt einen moment, da gehe ich näher ans mikrophon, was dann der aufnahme auch in ihrer farbigkeit gut tut. 

es zischt, schnupft, quietscht, klappert und schlägt. 
dann gibt es aber auch einen sehr lyrischen, fast melodiösen teil aus schrägen saxophonklängen, hoher stimmlage und mundharmonika-fetzen. 

der hohe gesang setzt sich weiter fort, als ich zur darbuka greife und darauf ein komplexes geprassle zaubre. dann beruhigung, pfeifen und stimme tief.

bambusflötchen und saxophon passen recht gut zusammen...

die atmosphäre im waldfrieden ist schwerfällig. für das angekündigte interview ist kein bedarf. wir packen zusammen und gehen einen stock höher in den <adlerhorst> wo wir uns an einem grossen, schweren holztisch niederlassen. auf einem anderen tisch stehen gestapelte suppenteller und auch die kommode dahinter ist mit geschirr vollgestopft.  morgen früh  um 10 findet hier ein englischkurs für rentner statt. 
wir sitzen zu dritt ums mikrophon und werden unseren unmut über den abend im waldfrieden los.  seit ich hier heute mittag angekommen bin, kommt es mir vor, als hätten die leute watte in den ohren. 
man sagt zum beispiel guten tag und lächelt... keine reaktion.
der veranstalter kommt punkt 20 uhr und sagt: vermutlich kommt ja sowieso niemand, improvisierte musik funktioniert hier ganz schlecht...und das, obwohl hier seit 2 jahren jeden sonntag improvisierte musik stattfindet. 

es sitzen dann zwar 6-8 leute in der kneipe, aber keiner scheint zuzuhören. niemand ist wegen der musik gekommen. wen wundert's?
ankündigung: <der singende roland>  
gehts noch ?

dennoch dank an den veranstalter: es gab für jeden 50 euro, 32 euro freikost und für mich ein bett. ich musste halt um halb zehn von meiner pension adlerhorst über dem waldfrieden wegen dem englischkurs aufbrechen.
  
nächstes ziel: zu till epple, eiswurmlager 1 in dresden, www.sinnesmagnet.de...schauen, ob ich in seiner schreinerei das konzert #109 spielen kann...ja, juhu: loch gestopft!