20110521

#139 mit sabine mariss, klarinette, stimme, akkordeon, perkussion

sehr einfühlsamer beginn mit cello und klarinette.  plötzlich ist die klarinette zu ende und sabine geht zur stimme über, schön, zurückhaltend, auf einer tonhöhe. ich umspiele das.  dann ein wuseliges cello dazu. 
sabines stimme ist jetzt sehr leise und sprachlich. ich mische meine stimme auch mit hinein. ruhige töne von der klarinette.  das cello bleibt sehr leicht und wuselig, setzt aber immer häufiger aus, um klarinette und stimme den vortritt zu lassen.
  
kurze fast-unisono-abwärtsbewegung der beiden stimmen.
 
sabine steigt aus und wieder ein. 
dieses mal ist rhythmus in ihrem gesang.

stimme tief, cello pizzikato, sabine sprachlich, tief, ne,ne,neee. und schluss. 

cello solo: den wuseligen, schnellen grundcharakter  vom anfang behalte ich bei. 

ich höre und höre, die stimme neben mir flüstert. da werde ich auch sehr sehr leise. sabine ist aber immer noch leiser als ich.  dann ein langes loch. fast nichts. klicken, cello col legno.

schöner teil mit akkordeon und cello, sehr rhythmisch.
 
stimmsolo von sabine.

stimmsolo von mir. begleitendes klappern,  und klatschen.

hei, hei, hei...was sabine jetzt singt, kurze einwürfe, klingt spanisch.

stimm-duo mit kalimba.

sabine spielt grosses tamburin. das cello bleibt im takt des schnellen, tiefen schlags.

dumm rum, dumm rum...ob das etwa zu bedeuten hat?

imitationen...

tiefes singen mit klarinette...

cello und klarinette..."vorsichtige annäherungen".

ein teil, der für die musik-briefmarke #139 taugen würde.

es ist schon kurz vor ende des konzertes.
viel sensibles, gutes, aber es fehlt an der vertiefung.


hauchen und tamburin...und klappern des cello-stuhls. dann textet sabine: ist's about beeing, not doing.
de facto geht es bei jedem konzert ums machen. ein konzert ist ja keine meditationsrunde.

barubarubaru...gesungen von sabine,sparsam begleitet mit vom tamburin: schön, ruhig und bis zum ende des konzertes.

zugabe: 

cello (und wenig stimme)  und klanghölzer (sabine), dann keine klanghölzer mehr, später hauchen. kaum hörbares hauchen.
klarinette, tonleiter abwärts.

nach dem konzert reden wir noch kurz auf der strasse. 
sabine hat sich im konzert nich sehr wohl gefühlt. 
das erste mal, dass nach einem konzert jemand eine so konkrete bemerkung äussert. 

auch ich fand das konzert schwierig. aber das ergebnis ist ziemlich gut. jedenfalls das, was ich jetzt höre.

sabine geht nach hause, ich bin zum essen bei kaja schellenberg eingeladen. 

ich wollte vor allem den ominösen weinkeller ihres greisen vermieters anschauen, von dem kaja kürzlich beim spanier erzählte. die sammlung ist enttäuschend.
das beste ist noch ein roter fitou 2006.

dafür berichtet mir kaja (sozialpädagogin) detailliert über die missstände bei der behandlung in deutschland gestrandeter ausländer, denen die abschiebung droht, oder die mit gutscheinen gefüttert werden, aber nicht arbeiten dürfen. kafkaesk. katastrophal. 

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq

#140 mit ele grimm in der galerie lehmweg 33 in hamburg

eine wunderschöne neue galerie, die johanna beil da heute ab 18uhr hier im lehmweg 33 eröffnet.

sie zeigt siebdruck-kunst von thomas klockmann, der seine vielschichtigen arbeiten gerne und ausführlich erklärt. der künstler führt mehrmals am abend durch seine ausstellung. 

beeindruckend sind die lehm-skulpturen von johanna beil in ihrer expressivität an der grenze zur karikatur. die handgeschriebenen titel sind unbefangen frisch, wie in letzter minute gegeben.

es sind sehr viele, etwa 100 leute da und das buffet ist im nu geplündert. nur rohkost bleibt auf den platten zurück. 

ele kommt mit geige und posaune um acht. wir wählen unsere bühne im schaufenster der galerie und beginnen unser konzert früher als angekündigt, da wir befürchten, dass sich das vernissagen-publikum sonst verliert. 

unsere befürchtungen bestätigen sich nicht, doch den gästen ist es mehr nach gespräch als nach improvisierter musik zumute. ein harter kern von etwa 20 zuhörern gruppiert sich umuns herum und so halten wir die geplanten 36,5 marathon-minuten ohne nennenswerte konzert-tiefs durch und geben unbeirrt die obligatorische zugabe.

die wenigen, die wirklich zuhören, geniessen unser sehr intensives konzert. viel raum um musikalisch sensibles zu entwickeln gibt es hier aber nicht. der geräuschpegel ist schlicht zu hoch. 

ele grimm führt die lautstärke unseres vortrags oft ins fast unhörbare. unser konzert wird in solchen momenten vom publikum übernommen. 

so etwas kann man ein, zweimal machen, dann aber ist der reiz verpufft und wenn es öfter vorkäme, hätte ein solches musiker-verhalten etwas blödsinnig didaktisches, das keinerlei wirkung zeigt.

also ist unser konzert meistens eher laut und effektvoll, manchmal penetrant.  

ein beginn wie springende flöhe, die aber irgendwie schon mal was von klassischer musik gehört haben.  dann ein zwiegespräch.

jetzt, beim anhören denke ich, wir hätten ausgiebiger mit den instrumenten hüpfen sollen, hätten länger was durchgehend anstrengendes und unerträgliches bringen und die stimme ganz weglassen sollen. 

und einfach nach 10 minuten aufhören. 
aber das ist nicht drin bei meinem projekt. hier wird nicht aufgegeben. anpassung ja, durchhalten auch ja.
 
ele's beitrag auf der geige ist manchmal gewollt banal, gleichzeitig anregend und unterstützend.

sehr schöne phasenverschiebungen. berhuigung.

der grosse teil des publikums hört nicht mehr zu, die quassel-wolke wird dichter und dichter, die vermengung hört sich auf der aufnahme aber gar nicht so schlecht an, vor allem, wenn kinderstimmen das konzert durchkreuzen. 

ele schrubbt eine etüde. das klingt etwas unlustig und so soll es wohl auch klingen...dann wird sie
sehr virtuos und ich überlagere ihre vielen kleinen töne mit klopfen auf den cello-körper und merkwürdigen geräuschen, die meiner kehle entfahren. 

das ganze endet in einer ode an die obertonreihe und mündet schliesslich in einem tiefen, langsamen geigensolo, das ich rhythmisch mit darbuka und bambus-besen unterfüttere.

dann wird die musik "irgendwie" anstrengend und das publikum noch lauter. das eine bedingt das andere und wir können die aufmerksamkeit nicht mehr auffangen...

bei zwei dritteln des konzertes passiert etwas bemerkenswertes. ich spiele ganz offensichtlich mit dem gemurmel der leute, gleichzeitig erzähle ich eine rhytmische geschichte parallel zur geige. 

diesen teil werde ich für die musik-briefmarke #140 auswählen.

ele an der posaune: das ist erfrischend und lenkt den vortrag in den free-jazz. die posaune ist ein instrument, das bilder provoziert. jetzt
höre ich mich einem dickhäuter gegenüber musik machen. 

das publikum hört den wohl eher in den gesprächspartnern. oder tuschelt es etwa:
<die posaune klingt ja wie ein elefant?>

rohkost. davon ist auf den platten des buffets übrig. einige beissen da aber rein.

erstaunlicher beifall. (von den kultur-rohkostlern?)

wirklich mutig, dass wir die zugabe dranhängen.
unbeirrbar.

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
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