20110521

#140 mit ele grimm in der galerie lehmweg 33 in hamburg

eine wunderschöne neue galerie, die johanna beil da heute ab 18uhr hier im lehmweg 33 eröffnet.

sie zeigt siebdruck-kunst von thomas klockmann, der seine vielschichtigen arbeiten gerne und ausführlich erklärt. der künstler führt mehrmals am abend durch seine ausstellung. 

beeindruckend sind die lehm-skulpturen von johanna beil in ihrer expressivität an der grenze zur karikatur. die handgeschriebenen titel sind unbefangen frisch, wie in letzter minute gegeben.

es sind sehr viele, etwa 100 leute da und das buffet ist im nu geplündert. nur rohkost bleibt auf den platten zurück. 

ele kommt mit geige und posaune um acht. wir wählen unsere bühne im schaufenster der galerie und beginnen unser konzert früher als angekündigt, da wir befürchten, dass sich das vernissagen-publikum sonst verliert. 

unsere befürchtungen bestätigen sich nicht, doch den gästen ist es mehr nach gespräch als nach improvisierter musik zumute. ein harter kern von etwa 20 zuhörern gruppiert sich umuns herum und so halten wir die geplanten 36,5 marathon-minuten ohne nennenswerte konzert-tiefs durch und geben unbeirrt die obligatorische zugabe.

die wenigen, die wirklich zuhören, geniessen unser sehr intensives konzert. viel raum um musikalisch sensibles zu entwickeln gibt es hier aber nicht. der geräuschpegel ist schlicht zu hoch. 

ele grimm führt die lautstärke unseres vortrags oft ins fast unhörbare. unser konzert wird in solchen momenten vom publikum übernommen. 

so etwas kann man ein, zweimal machen, dann aber ist der reiz verpufft und wenn es öfter vorkäme, hätte ein solches musiker-verhalten etwas blödsinnig didaktisches, das keinerlei wirkung zeigt.

also ist unser konzert meistens eher laut und effektvoll, manchmal penetrant.  

ein beginn wie springende flöhe, die aber irgendwie schon mal was von klassischer musik gehört haben.  dann ein zwiegespräch.

jetzt, beim anhören denke ich, wir hätten ausgiebiger mit den instrumenten hüpfen sollen, hätten länger was durchgehend anstrengendes und unerträgliches bringen und die stimme ganz weglassen sollen. 

und einfach nach 10 minuten aufhören. 
aber das ist nicht drin bei meinem projekt. hier wird nicht aufgegeben. anpassung ja, durchhalten auch ja.
 
ele's beitrag auf der geige ist manchmal gewollt banal, gleichzeitig anregend und unterstützend.

sehr schöne phasenverschiebungen. berhuigung.

der grosse teil des publikums hört nicht mehr zu, die quassel-wolke wird dichter und dichter, die vermengung hört sich auf der aufnahme aber gar nicht so schlecht an, vor allem, wenn kinderstimmen das konzert durchkreuzen. 

ele schrubbt eine etüde. das klingt etwas unlustig und so soll es wohl auch klingen...dann wird sie
sehr virtuos und ich überlagere ihre vielen kleinen töne mit klopfen auf den cello-körper und merkwürdigen geräuschen, die meiner kehle entfahren. 

das ganze endet in einer ode an die obertonreihe und mündet schliesslich in einem tiefen, langsamen geigensolo, das ich rhythmisch mit darbuka und bambus-besen unterfüttere.

dann wird die musik "irgendwie" anstrengend und das publikum noch lauter. das eine bedingt das andere und wir können die aufmerksamkeit nicht mehr auffangen...

bei zwei dritteln des konzertes passiert etwas bemerkenswertes. ich spiele ganz offensichtlich mit dem gemurmel der leute, gleichzeitig erzähle ich eine rhytmische geschichte parallel zur geige. 

diesen teil werde ich für die musik-briefmarke #140 auswählen.

ele an der posaune: das ist erfrischend und lenkt den vortrag in den free-jazz. die posaune ist ein instrument, das bilder provoziert. jetzt
höre ich mich einem dickhäuter gegenüber musik machen. 

das publikum hört den wohl eher in den gesprächspartnern. oder tuschelt es etwa:
<die posaune klingt ja wie ein elefant?>

rohkost. davon ist auf den platten des buffets übrig. einige beissen da aber rein.

erstaunlicher beifall. (von den kultur-rohkostlern?)

wirklich mutig, dass wir die zugabe dranhängen.
unbeirrbar.

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq

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