20110513

#131 in schmorkau bei oschatz mit wolfgang thibault, schlagzeug und jörg petermann, kontrabass

vom künstlergut prösitz nach schmorkau bei oschatz zu gabriele und wolfgang thibault, wo wir auf der überdachten bühne im garten spielen werden. umstanden von lindenbäumen.

die thibaults produzieren kunst-keramik und haben in ihrem kleinen hof einen laden. neuerdings führt der offizielle radweg dresden-leipzig am haus vorbei. davon erhoffen sie sich mehr kundschaft.

wolfgang thibault brennt vor allem aufträge der art <kunst im öffentlichen raum>. für oschatz hat er keramische tafeln 25x25 mit stadtplan-relief gebrannt, die nun dort an sehenswerten orten im pflaster eingelassen sind.

bevor wir aufbauen, sitzen wir bei sülze und kartoffeln im hof. wolfgang erzählt von einer sehr alten linde, die gleich hier neben uns stand, bei einem sturm abknickte und um ein haar das neu gedeckte haus zerstört hätte. die freiwillige feuerwehr war auf der stelle da und wandte den immernoch drohenden schaden ab. die naturschützer verflucht er. <deren schuld> sagt er,
ich wollte den baum schon lange fällen, da ich ahnte, dass...>

in letzter minute gesellt sich noch der kontrabassist jörg petermann zu uns. er ist sich nicht sicher, ob er improvisieren will. stürzt sich dann aber mit uns ins wagnis.

auch hier in schmorkau bestätigt sich die faustregel, dass bei privat und auf dem lande mehr publikum aufzutreiben ist als in clubs oder an viele anderern offiziellen orten in den städten. und dazu ein sehr aufgeschlossenes, offenes. natürlich liegt das hier auch an der <institution thibault>. gabriele und wolfgang leben und arbeiten hier schon seit über 30 jahren, sind kulturell aktiv und haben ebensolche freunde und bekannte.

gabriele und eine freundin öffnen einen <strassenverkauf>. durch ein schiebefenster werden bier, wein und fettbemmen (schmalzbrote) gereicht.

eine nachtigall eröffnet unser konzert. in der ferne hört man einen zug auf der strecke leipzig-dresden.

das ganze konzert über dominiert ein swingender groove. ich scheine immer wieder unaufdringlich zur tagesordnung zurückbeordert zu werden.

solche konzerte, bei denen zwar jeder zuhört und dennoch jeder sein musikalisches terrain verteidigt, können wunderbar gelingen. es sind wohl die, die meiner vision von improvisierter musik inzwischen am nächsten kommen.

nicht, dass sich musikalisch bahnbrechendes ereignete, der reiz liegt in der wohlwollend aber hartnäckigen reibung verschiedener musikwelten, die schliesslich wärme erzeugt.

respektierliche toleranz, die durch hören etwas angenehmes, gemeinsames, drittes schafft, auch wenn darin feuer und wasser oder erde und luft erkennbar bleiben. hier könnte es wasser und erde gewesen sein.

für mich ist swingender jazz das wasser, meine musik ordne ich am meisten der erde und ein wenig der luft zu. und natürlich ist in jeder guten musik von allen elementen etwas. ohne ein bisschen feuer z.b. hört sich wohl keine musik auf dauer gut an. selbst meditationsmusik nicht. selbst die interpretation eines steve reich, helmut lachenmann oder morton feldmann wohl kaum.

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