20110509

#126 mit hartmut dorschner kulturscheune bärwalde

wenig zuhörerschaft im giebel eines flügels des dreiseit-hofes kulturscheune bärwalde von andreas lorenz und erika, vom wasserschloß moritzburg vier kilometer durch den wald, vor der kirche links abbiegen ins unterdorf.  

zwei der drei flügel des hofes sind renoviert, eine ferienwohnung eingerichtet, die felder  verpachtet, andreas' eltern leben noch auf dem hof, auch ein paar hühner und kaninchen, der wald, durch den ich gefahren bin, gehört teilweise zu den ländereien. wir sind in der moritzburger flachkuppenlandschaft. viele touristen-kutschen, überall pferde, ich begegne einer frau auf einem fahrrad, die hinter sich drei pferde über einen feldweg lenkt.

es geht unvermittelt, free-jazzig und rhythmisch-unrhythmisch los. springbogen-geleitet. und aus. und los: sensibles zwiegespräch. 
bald landet hartmut dorschner in einem ausgedehnten langsam-triller, den ich impulsiv und nach minimal-music-manier unterfüttere.  sehr gewagte brüche, die in kleine sprech-arien münden. gegrunze vom saxophon. 

weiter, weiter, wir müssen weiter. der raum ist zu trocken, um in harmonien zu schwelgen. auf hartmut dorschners anraten haben wir uns ganz nahe an der rückwand postiert, um mehr volumen zu spüren.
  
ich mag ja inzwischen auch diese trockenen räume, wo man den eindruck hat, ein sperrholz-oder spielzeug-cello zwischen die beine geklemmt zu haben und wo man glaubt, in ein loch zu fallen, wenn man mal eine sekunde keinen laut produziert.  

das ist ein guter effekt des marathons: es kann einen kaum mehr eine situation schrecken.  man klickt sich einfach auf <on> und das konzert nimmt seinen lauf. unter welchen bedingungen auch immer. 

wenn man mit so einem versierten, sensiblen saxophonisten wie hartmut dorschner spielen darf, ist das natürlich ein besonderer sahneklecks.  professionelle sicherheit des partners entspannt mich doch immer sehr.

lange jazz-phrasige passagen. es erstaunt mich, dass ich mich darauf so gut einlassen kann. entspannung eben. echte entspannung. auch das: nicht originell sein zu müssen. 

dorschners saxophon klingt jetzt wie ein trabendes pferd.  als ich mit darbuka und stimme dazu-komme, ist es als wenn sich eine frühlingswiese ausbreitete.

der langsame triller, der dieses mal eine melodie durchschimmern lässt, kehrt wieder, die frühlingswiese wandelt sich in einen schwermütig jammernden wald. das pferd hinkt. doch plötzlich feiern alle und es ist wie auf einer kirmes.  

ja, man kann durchaus  bildergeschichten zu dieser musik erzählen, obwohl mir so eine übersetzung eigentlich eher fremd ist. hartmuts saxophon drängt mich heute unausweichlich in die bildlichkeit.

das kürzeste konzert des marathons. nach 24 minuten ist ein schönes ende gekommen.  wir hätten bestimmt nochmals angehoben, es wurde aber geklatscht und dann beginnt andreas lorenz ein gespräch. hartmut klappert noch mit seinen saxophonklappen vor dem mikrophon und will vermutlich weiterspielen. als ich mich dann aber auf einen stuhl vorne im publikum setze, ist fürs erste endgültig schluss.

wir reden über <die tonne>, die tonne-zeiten, tolle konzerte in loschwitz 1984, da gabs alle 5 tage so verrückte geschichten. wilfried staufenbiehl, ist dir das ein begriff?...weiss wie vogelkot...interessant so leute zu kennen, die ähnlich arbeiten...so was von tot in dresden heute...da waren so inseln...und heute nichts mehr...hätte am dienstag bei der anne munka in der hellerau reingepasst...dienstags immer projekte in der hellerau...als junger, aufstrebender künstler...blaue fabrik ist flau...du bist raus, ich bin raus...die machen jetzt viel disco...nur das festival improvisierte musik gibt es noch...beim udo wäre das nicht möglich gewesen...nie improvisiert? später hat er das nimmer gemacht, der udo, der ist jetzt rentner...hat auch seine zeit gehabt...

dann gibt es doch noch eine zugabe. uwe krause, gibt's den noch?...
<musikalische luftfracht> sagt hartmut, dann kommt als erstes 
mein liedhaftes cello-angebot, das wird von ihm aber nicht angenommen wird. es wird durchkreuzt. juckt mich aber nicht. spiele das begonnene weiter, habe ja schliesslich vorgelegt. dann gehe ich doch auf die vielen kleinen jazzigen noten ein. so halb. halb geht aber nicht, halb geht nie. 100 prozent dagegenhalten ist das einzige. 
 




 

 

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