20110401

mm#90 auf der comburg schwäbisch hall: mit hans kumpf, theremin und clarinette/ hans fickelscher, perkussion

herr soppa erscheint etwa 10 minuten, bevor das konzert nr.1122 auf dieser bühne im kaisersaal der comburg beginnt...gleichzeitig die dagegen klägliche #90 des musikmarathon.
sehr kurze einführung von herrn soppa, auch meine fällt heute entsprechend aus. 

die stimmung im raum ist > zack,zack, macht mal, es geht los <

wir beginnen sehr pünktlich um 19uhr31.

senesibler, sehr abstrakter einstieg mit hans, der sofort dabei ist, bald aber tauchen lyrisch-jazzige fragmente auf. hans fickelscher ist hinter den zuschauern im raum und meldet sich aus der ferne noch nicht <zu wort>. er will wohl erst mal die lage sondieren, wo hier ein plätzchen für seine perkussionskunst ist.

hans kumpf spielt nahe an meinem ohr, das ist gut. das erhöht die sensibilität unseres zusammenspiels. 

zwischendurch verlässt hans die bühne, um fotos zu schiessen.

trotz des hohen abstraktionsgrades entstehen in diesem trio sehr schöne, dichte ideen, die jeweils recht lange durchtragen. das rührt vom sehr einfühlsamen und gleichzeitig virtuosen spiel hans fickelschers her, aber auch vom jammernden bis sirenenhaft klingenden theremin, das sich sehr fein mit meiner leisen, verträumten stimme verträgt, an einer stelle, an der  die perkussion schweigt.
 
dann ein teilweise clownesk anmutendes trio mit knurr-lauten von hans fickelscher (er lässt eine art waldteufel sprechen), pizzikato-cello und theremin, dann wechselt hans aber vom theremin zur clarinette und so wirkt dieser teil im weiteren weniger clownesk als vielmehr minimalistisch-statisch. ausklang zwischen waldteufel und pizzikato-cello (der waldteufel, der blumen sprechen lassen kann)

was dann kommt, wirkt noch abstrakter, noch perkussiver, durchkreuzt mit hoch und leise gesungenem. die waldteufel-rolle übernimmt jetzt hans kumpf mit einem mikrophon, an das ein vocoder angeschlossen ist und in das er hineinsingt. man verfolgt all diese kost mit leichtigkeit, weil sie durch hans fickelscher zart rhythmisiert ist, was mich beim singen dazu animiert, ebenso rhythmisch in die hände zu klatschen. vor meiner nase, vor der sich meine arme dabei nach oben bewegen.

perkussion solo, bald garniert mit schnellem, huschigem cello, das dann immer wieder in einem langen, ruhigen ton endet (ähnlich der stimm-führung im vor-vorigen teil). oder mit einer geste, die zum tanz einlädt.

clarinetten-hauche zu lyrischem cello, die clarinette mischt sich sehr schön und in derselben klangfarbe ein, mit einem sehr rau belegten ton.
durch erneuten gesang geht das konzert zur nächsten ruheinsel über. alles ist heute sehr schön portioniert, die übergänge von trio zu duo zu solo und wieder zurück sind sehr harmonisch und scheinen folgerichtig.

es gibt nie diese suchenden löcher, von denen viele der konzerte zumindest einige haben. dennoch immer wieder die schon erwähnten ruhige phasen, aus denen wirklich jedesmal eigenwilliges mit sehr klarer linie entsteht.

so auch jetzt, als ich zur stimme noch die darbuka geselle, immer nur sehr punktuell, um die schlagzeug-kunst von hans fickelscher nicht  
zu durchkreuzen, sondern nur um meine vokale phrasierung etwas deutlicher zu akzentuieren. 

kumpf führt das klappern der clarinetten-klappen nahe ans mikrophon, fickelscher spielt am becken, ich mache geräusche auf der spucke-pfeife.
das ist nochmals ein sehr fragiles, perkussives gebilde am ende dieses mm-konzertes #90, das durch klare, überzeugende passagen, häufig durch perkussiv orientierte, geprägt ist. 

der beifall ist nicht stürmisch, eher brav und anhaltend. 
nach dem konzert sind fast alle zuhörer bald verschwunden. 
diskutiert wird nicht. 

liegt das daran, dass die zuhörerschaft zu 95 prozent aus lehrern besteht?
sind sie ratlos und mit dieser musik überfordert? vielleicht bekomme ich aufschluss heute (1.april) um 12.  da treffe ich mich mit einem der zuhörer im kaisersaal zu einem gespräch. 

die comburg ist ja ein ort der lehrerfortbildung und unser konzert war also wenn nicht fortbildung so doch alternativloses abendprogramm.  

zur zugabe nochmals mit theremin. ein spährisch-nebliges trio.
eine cello-melodie, die sich mit sirenen-nahen klängen vermengt.
 
das ist musik zur reaktorschmelze in fukushima.