20110527

#144 mit in der hagenstrasse 2b in göttingen

die männermusik spielt, als ich um 19uhr in der hagenstrasse 2b eintreffe. 

ein ganzes haus voller probe-tanz-und workshop-räume. 


 
die männer der männermusik tragen zum konzert alle weisse hemden und krawatte. so werde ich durch mein längsgestreiftes legeres outfit umso mehr zum bunten hund, zum vagabundierenden marathon-mann.

der konzertraum ist mit runden tischchen wie ein café möbliert und eine frau, die etwas fahl über jeden hinwegschaut, wartet hinter einem kleinen tresen darauf, dass jemand einen coctail ordert.

als wir beginnen, dringen vom übungs-keller rock-rhythmen und eine e-gitarre. ich greife die vorherrschende tonhöhe auf und lege mit dem cello eine brüchige, tonale struktur darüber. 
unsere männermusik ist sehr vorsichtig. gar nicht forsch. wir pirschen uns an etwas heran, es ist aber durchaus keine gefahr in sicht. 

die musik besteht aus feinen zeichen, andeutungen von rhythmen, melodien, ausloten von lautstärken, stimmfarben und möglichkeiten der lautmalerei.
 
mehrere stimmen verdichten sich um eine vorherrschende tonhöhe, getragen von einem durchgehenden, zurückhaltenden puls. das cello signalisiert, dass es sich um einen <blues>handeln könnte, und auf diesem einverständnis schwingt sich auch für eine weile eine gemeinsamkeit ein.
 
durch das zittern der shruti-box überwiegt dann bald etwas experimentell-meditatives in schöner, verhaltener stimmung.  ich setze noch was oben drauf und moduliere den grundton mit ratternder stimme und guttural-lauten. im hintergrund ist ab da fast komplette stille.
 
irgendwann schmilzt die schüchternheit im schützenden rauschen eines anschwellenden gongs und es passiert mit einem mal ziemlich viel. mir drängt sich das wort 
<musikalischer bahnhof > auf.
geprägt ist diese passage durch die steel-drum, die etwas arbeitsames, geschäftiges in den musik-vortrag bringt.

nach einem session-teil mit einem trabenden, tragenden und etwas hinkenden konga-rhythmus schließ ein zunächst sehr ruhiger gesangs- teil, durchs monochord eingeleitet, an. der wird dann plötzlich 3x durch heftige paukenschläge unterbrochen und entwickelt sich dann zu einem melodiösen getummel, geführt von stimme und steeldrum. in dieses flechten sich wundersame, tierhafte geräusche von thomas, die steeldrum spielt dazu immer lauter, geht dann wieder zurück, um den singenden sounds einer verborgenen ur-welt raum zu geben.  schliesslich ist nur noch geräusch und dann ein <so>, das einen gesprächsteil auf einem teppich aus zwei daumenklavieren und einem gong einläutet :

<so, vielleicht, kann das sein, kann sein, nein, vielleicht, nur vielleicht, ganz ganz ganz vielleicht, so oder so, vielleicht so, na gut, vielleichtissimo...>

das gleitet dann in rhythmische überlagerungen aus, freudig und ausgelassen, sprechfetzen sind weiterhin erkennbar, auch wird eindeutig kommuniziert.

noch ein kleines, verträumtes lied von mir, fast ein muss in jeder begegnung, warum, das weiss ich auch nicht. so eine art musikalischer fussabdruck, den ich immer hinterlassen muss?
dieses lied -jedes ist ja doch ein bisschen anders - endet mit einem sehr langen, lauten ton, der rhythmus darunter läuft weiter und ich setze noch einen leisen langen ton dazu. 

ende.