20110408

mm#96 in der kirche loschwitz, dresden mit simone weißenfels

bis man von schloss seefeld erst mal in dieser barock-kirche in loschwitz ist...370 kilometer ab schloss seefeld.  so lange strecken sollten die ausnahme bleiben. aber ich werde ja an allen orten meistens belohnt... neugierde und vorfreude schlagen autobahn-ödnis.

mit vereinten kräften schieben wir einige kirchenbänke beiseite, um für den riesigen flügel platz zu schaffen und ihn in die richtige position zu schieben.  simone weißenfels hat aber auch ihr e-piano mitgebraucht und spielt sich dann auf beiden tasteninstrumenten warm. innerlich bange ich, dass das ein lautes konzert werden könnte mit sehr vielen tönen. aber warum eigentlich nicht.  

marianne kuntze besorgt mir über ein paar telefonate einen schlafplatz (bei der familie ihrer tochter), und dann beschliessen wir noch, nach dem konzert gemeinsam essen zu gehen. 

viel zeit ist jetzt nicht mehr. in der sakristei stehen zwei wasserflaschen, das klo ist im pfarrhaus nebenan.

kurz vor dem beginn in der sakristei sage ich zu simone, dass der marathon ein hörprojekt sei.  ich weiss nicht, ob es das war, aber aus irgendeinem grunde hält sich simone, die ja nun wirklich eine grossartige tastenvirtuosin ist,  das gesamte konzert über sehr zurück.
das überrascht mich zwar zunächst, das ergebnis aber ist, dass wir  ein schönes konzert mit sehr ruhiger ausstrahlung spielen. 

dennoch ertappe ich mich immer wieder dabei, <machen> zu müssen. 

vor allem singe ich in diesen akustisch weit tragenden kirchenraum hinaus. 

zweimal lasse ich lange pausen, die auf natürliche weise beim weglegen des cellos entstehen, die ich aber bewusst lang halte, um zu lauschen, welche musikalischen ideen von simone kommen. 

als ich zur kalimba singe, ist simone zum e-piano übergewechselt.
sie stellt sich sehr sensibel auf dieses archaische instrument ein. 

nochmals lange stille. simone zurück zum flügel, ich zurück zum cello.  ruhige akkorde. 

ich brauche mehr widerstand, zupfe das cello, pfeife dazu. es soll eine schieflage entstehen. 

die entsteht aber nicht, da sich simone in ihrem ruhigen spiel nicht beeindrucken lässt. also komme auch ich in die ruhe zurück.  

dem konzert tut das mit sicherheit gut. man kann sich zurücklehnen.

jetzt wechsle ich von pizz nach streich und für einige  minuten legt simone los. gerade kurz genug, dass die ruhe dieses konzertes nicht grundsätzlich in frage gestellt wird.

chapeau! simone hat wirklich ein sehr gutes gesamt-gefühl für diese begegnung und hält unbeirrt daran fest. sehr professionell.

mit tamburin und stimme gehe ich weiter in dieser ruhe grat-wandeln. simone kontert mit dissonantem und arhythmischem spiel. 
sehr gekonnt, wie sie  mein spielerisches, offenes empfinden in dieser passage mit dem klavier umsetzt.

dann, zusammen mi der darbuka, kommt doch noch der gewohnte archaischer ausdruck in meine stimme. 

anschliessend ein sehr ruhiger ausklang. einzelne akkorde, durch pausen freigestellt. nochmals gesang.

45 minuten. ein langes, ruhiges, schönes konzert.

zugabe: auf der stelle springend und wie das konzert länger als <erlaubt>.