20110330

mm#88 mit joseph irgmaier, joseph meier, pit holzapfel, bertram weiks

wir starten genau und punkt 20 uhr. punkt.  wie schaffen wir den beginn?
ganz einfach: verbal.

no beginning, not i, not i, yes i did, eighty,eighty, eight, didididid it, i did it, dddd,  die anderen klappern mit klappen und tasten, vorsichtig, sehr vorsichtig, ich von d zu b, bbb, did i?; it ate, it ate it,
ate it.it.it eight usw. 

dann imitiere ich den sound der saxophonklappen. ruhe. jetzt musikalischere fast-ruhe, dann völlig allein.  yes i am. sprachperformance.

endlich kommt ein erster echter ton. von pits posaune. und so tasten wir uns sehr allmählich in eine immernoch und fast immerzu leise, vorsichtige musik hinein. 

warum nicht mehr kommt? es kommt ja mehr...geduld. nur geduld.
habe ich, bevor unser konzert losging, zu eindringlich >vorsicht< gesagt?
 
kleine melodien, die gerade mal aus zwei tönen bestehen, dazu kommt ein kleines repetitives element. das bleibt dann plötzlich ganz allein übrig. 

also ob ich etwas vorgeben müsste. 

ich bleibe sparsam, wenn auch nicht ganz so sparsam wie die andern. ein kleines thema etabliert sich, das ich zunächst auf dem cello spiele, dann mit der stimme weiterführe. dann solistisch zuende bringe. 

es müssen mehr töne her. deshalb lege ich für kurz los. das free-jazzige flair wird von joe maier aufgegriffen, dann verebbt dieser vorschlag  wieder. 

ein zartes pflänzchen, dieses quintett.
 
der geiger bertram weiks und pit mit seiner posaune entfernen sich bis hinters publikum. die stimmung ist jetzt meditativ-liedhaft. melodie-tupfen im raum. melodievorschläge, die in bedrohliches münden könnten. 
oder sich in gestotter verlieren. 

ich denke schon wieder. denke, es könnte jetz mal ein lied kommen. 

aber dann ist da plötzlich ein duo zwischen dem saxophon und mir (stimme)
ein crescendo, in das sich alle einmischen, das aber auch sehr schnell wieder verebbt. 

das ist der charakter dieses abends: vorsichtig etwas erfinden: das ist doch eigentlich genug.  

ich pfeife über fernen geigentönen. dann pusten, pfeifen, kreischen, spucken: das ist ein perfektes zusammenspiel. alle nehmen daran teil. immernoch unter dem zeichen der vorsicht. 

dann wirds laut: rufe, geige von fern, tenor-sax, posaune,  das akkordeon von joseph irgmaier bleibt im hintergrund. 

cello-solo, kreischend, sich öffnende töne...auch dieses intensive, kleine solo ist schnell wieder zuende. 

die spannung unter den musikern bleibt dennoch sehr gut. 

zweites duo zwischen joseph meier und mir: ziemlich lyrisch...

gesprochene lautmalerei: solo. nirgendwo ein ton. zurückhaltung. stille. 
so viel stille war selten in einem konzert.

die wanderer (pit und bertram) sind zurück auf der bühne.
sax, geige, posaune...

ich habs mir derweil am boden gemütlich gemacht, spiele ungelenk auf dem tambourin. ein jazziger groove hat sich entwickelt.

der rhythmus geht weiter, um dann in einer rotz-wasser-orgie zu enden.
das ist für mich etwas neues. so was habe ich noch nicht gebracht. ziemlich unmöglich, die sounds, die dabei entstehen.
 
bricht ab.

dann streichle ich die fischhaut der darbuka, fahre reibend mit dem stachelstopper übers parkett. alle bleiben experimentell und abwartend.

vielleicht denken die, die zeit sei schon um?

sax,posaune,ganz sparsam das akkordeon, auch vom cello hört man wieder was, wird hektisch, laut, integriertes stachel-rutschen. 

und, wie erwartet, ganz ganz leise, klingt das konzert aus.

die klatscherei ist zaghaft. ähnlich wie die grundstimmung des konzertes. 

ein ganz eigener charakter. 

die zugabe:  beginnt erst nach ziemlich langem schweigen und räuspern im publikum.

sehr lauter einstieg der posaune: irgmaier hat sich ans klavier gesetzt.
lautes pizz.  schwellende töne zwischen lauten überraschungstönen.
ein zweites, lautes pizz, ein drittes, crescendo. jeder weiß, dass es jetzt dem ende zuströmt, eine echte coda, die aber, der gesamtästhetik gehorchend, am ende versackt.  herrlich.

morgen gehts weiter weiter mit manuel de roo im künstlerhaus salzburg. 

keine spenden.  das publikum, eltern mit kindern, sind flugs verschwunden. wühlt der musikmarathon die provinz auf?