20110621

#167 in der gecko-lounge koblenz mit heike kraske trio, stimme, uwe an der gitarre, jens an saxophonen und schalmei und gast donald an den bongos...

das geht alles ganz langsam und vorsichtig los, neuland für dieses sehr sensible jazz-trio. und es ist gleich zu beginn so frei und brüchig, wie man sich das für ein marathon-experiment in einer jazz-lounge in koblenz nur wünschen kann. 

wenngleich sicher einige der  gäste nicht weiter in ihre roten sessel versinken, wenn ihre lächelnden unterhaltungen musikalischem stress ausgesetzt werden, ihr lächeln in unsicherheit oder offene missbilligung umschwenken... davon bekommen wir im moment nichts mehr mit, in weil jens auf seiner schalmei trötet (die überraschung, von der mir schon gleich nach ankunft berichtet wurde) und diese schalmei überzieht die gecko-lounge im nu mit einem heissen sandsturm und alle fragen sich nur, ob sie den überleben.

der von mir eingeladene bongo-spieler donald, der als heute 70-jähriger schlagzeuger angeblich schon die ganze welt bereiste, sitzt am rande der bühne, singt gegen die schalmei an oder klopft auf seine kleinen trömmelchen. 

niemand kann da etwas ausrichten, heike oder uwe versuchen es schon gar nicht. nach dem schalmeien-solo geht es dann nach einer verschnaufpause wieder sanft und tastend zu. donald findet sich vielleicht am wenigsten ein. er spielt so, wie er da am rand sitzt, vielleicht mit dieser geistigen haltung: ich spiele zwar mit, aber ausser konkurrenz...

das konzert wird eindeutig von jens angeführt, er hat einfach die lautesten instrumente. vielleicht ist er durch die generell vorherrschende meditative sensibilität genervt. ich finde diese mischung, die abwechslung zwischen den reeds, die alles übertönen können und den leisen passagen, die gegen ende unserer improvisation immer dichter werden, ziemlich gut. (und bleibe also ohne wut)

wenn hier schon das bild des aussenseiters auftaucht: eigentlich gibt es in diesem konzert ja zwei: donald und jens. rechts und links aussen. 

dann aber wieder auch nicht:  mittendrin scheinen wir wirklich alle zusammenzuspielen. es gibt einige solcher wellen. 

ruhe wird vor allem durch uwe's gitarrenspiel und heikes sehr zurückhaltenden gesang gewährleistet. jens und ich ziehen die musik dann wieder ins heftigere. zartes, jazziges geflecht mündet in lauteres, freier-jazziges. donalds kongas plätschern am bühnenrand dahin.

zum zweiten mal die schalmei, zum zweiten mal singt donald. im schatten der schalmei bekommt er mut.

aber das musikalische ergebnis ist in solchen momenten ziemlich unerträglich.

wohin sind die ohren fort?    

 

 







roland graeter
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