20110708

#187 mit bernd köppen, klavier bei edith und manfred niehaus in köln-ehrenfeld

es geht sehr leicht los. das klavier begleitet zunächst eher, ein ausgewogener austausch, sehr frei.  und gut, dass ich näher an den mikrophonen sitze. so ist auf der aufnahme das cello präsenter, lauter als in wirklichkeit. fürs publikum.

ich fühle nämlich etwas zwang, laut zu spielen. lauter, als ich gerne würde.
wir verhaken uns an einem fiesen fis. das tut gut, denn ansonsten ist der vortrag zunächst doch sehr im leeren. ebenso strukturieren inseln des vokalen vortrags immer wieder und das ist vermutlich orientierung genug, um das konzert geniessen zu können. 
das verhaken an einer einzigen tonhöhe kehrt wieder und man sagt sich: aha. 
ein angefangenes cello-solo dauert gerade mal ein, zwei minuten, da befinde ich mich wieder in den wogen des flügels. schlecht ist das nicht. vielleicht etwas ungewohnt.  manches mal ist dann aber doch etwas wie kampf angesagt, den ich absichtlich unsauber führe, mit viertel-tönen, und schmierigen, kreischenden sounds, unbewusst wohl, um irgendetwas in der spiel-atmosphäre zu ändern. und  köppen reagiert und wechselt zu geräuschvollen, klappernden sounds, indem er eine radkappe, einen teller oder eine schere, aluminiumfolie,ich weiss nicht, was es ist, in die saiten legt. aber es klingt gut und lässt dem cello oder der stimme etwas mehr luft. 

eine weile lasse ich köppen auf dem so präparierten flügel alleine weitermusizieren, bis ich die stimme dazukommen lasse, um mich dann mit einem sehr rohen, ungewöhnlichen cello-solo zu versuchen, mit starkem vibrato, darauf sehr leise und gestisch mich unterordnend, mich auflösend in seinem streckenweise donnernd-grollenden piano-spiel.  

tauche immer wieder daraus auf. schätze die themen, die köppen einflicht.  nehme diese jetzt beim abhören des bandes klarer als beim konzert selbst wahr.
es ist auch gut, dass ich inzwischen über jahre erfahrung mit exzessiven pianisten habe und ich einschätzen kann, wie wichtig es ist, dass ich weiter bei der sache bleibe, weiter spiele, mich keinesfalls entmutigen lasse,  auch wenn ich mich manches mal kaum hören kann. 

ein solo mit stimme und cello gibt es dann doch noch. nicht sehr lange...und ziemlich eigenständig. es steht als solitär in diesem dichten, extrovertierten konzert. die eigenständigkeit, das <nicht-auf-den-pianisten-hören> geht noch eine weile weiter,obgleich wir beide schon wieder längst in medias res sind. man darf diesen drang, mich momentan nicht einwickeln lassen zu wollen, gerne meiner momentanen psychologie zuschreiben. und wider erwarten tut diese kleine revolte dem konzert gut. 

wenn ich diesem konzert #187 einen namen geben wollte, ich würde es <überflutungen> nennen. 

3 sekunden ruhe. instrument-wechsel. ich greife zur bambus-flöte und singe hinein.  am flügel harte, perkussive geräusche. ja, das passt gut! 

fast gefällt mir diese einlage, die ziemlich anders ist, als das übrige konzert, am besten. ohne diese  fernöstlich anmutende manifestation wäre für mich der konzertabend weniger schlüssig gewesen. und es bedurfte auch der fast obligatorischen, liedhaften einlage, die sich an die bambus-flöten-passage anschliesst.

bernd köppen bleibt dabei die ganze zeit über bei seinem perkussiven spiel. gegensätze, die funktionieren. 

köppen schliesst das konzert mit einem ruhigen part ab. zarte, vibratoreiche, gehauchte cello-töne dazu. vielleicht nicht konsequent und ruhig genug.  

ich sitze beim musizieren immernoch auf einem vulkan. kann ruhe  immer nur kurz zulassen und geniessen. das wird schon noch. 

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq

1 Kommentare:

Blogger michael hablitzel meinte...

ja, bernd spielt sehr kraftvoll und stark.

gute beschrieben, was es fürs konzert bedeuten kann, wenn man selbst nicht auch am flügel sitzt oder ein saxophon in den händen hält ...

10. Juli 2011 um 11:07:00 MESZ  

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