20110622

#171 mit michael denhoff, campanula in der aula der musikschule brühl

ein stattlicher bau, in dem die kunst-und musikschule brühl residiert. 
da vermutet man auch eine stattliche aula. sie liegt, merkwürdig genug, im dachgeschoss und ist einerseits rechts über ein kleines treppenhaus erreichbar und links mit einem 8-personen-aufzug, der innen durch schüler der kunstschule mit einer sitzenden schönheit im badeanzug, in naiver manier, gestaltet ist. 
 
als ich oben ankomme, ist in der aula gerade der bigband-unterricht zuende und ein netter älterer herr hilft mir, die fenster aufzureissen.
die aula ist ganz einfach ein grosser, hoher raum mit einer dachschräge. stattlich ist sie nicht.

michael denhoff begrüsst mich freundlich, aber in eile auf dem flur. als ich nochmals zum auto gehe, den rest meiner instrumente zu holen, treffe ich ihn unvermutet bei einer zigarettenpause vor dem seiteneingang. wir nicken uns zu. 

die campanula ist ein cello, über dessen corpus noch zusätzlich saiten gespannt sind. dieses cello spricht man campânula aus und nicht campanûla, was an campanile erinnern würde. die campanula klingt wie ein cello, das an ein hall-effekt-gerät angeschlossen ist. man kann diese vielen zusätzlichen saiten aber auch anzupfen. das hört sich dann an wie eine harfe (www.denhoff.de/campanula.htm)
der erfinder dieses instrumentes heisst helmut bleffert und hat sich als campanula-bauer schon einen namen gemacht.

wenn man im internet googelt stösst man aber zunächst auf zimmer-glockenglumen. 

michael denhoff stellt den flügel aus. er sagt  <wenn du schon mehrere instrumente spielst, dann ich auch> . als wir mit dem aufbau fertig sind, hat sich der raum schon mit etwa 20 leuten gefüllt. 

fünf nach neun starten wir dann das marathon-konzert #171 

in einer kleinen einführung weist michael denhoff darauf hin, dass er sich vor allem auf mein projekt eingelassen hat, weil er selbst ein faible für jahresprojekte habe. er hat ein klangtagebuch geschrieben und eine komposition, an der er jeden tag schrieb. 

zum einstieg benütze ich als erstes das klavier, ich habe heute lust auf ein bisschen theater, damit es ein leichter abend wird und er wird angenehm leicht, mit viel imitation, parallelität und heftigen, leicht verstörenden ausfällen.

michael denhoff ist ein fabelhafter cellist und spielt sehr integrativ. 
meistens gebe ich zwar vielleicht eher die ideen vor, aber das ist keineswegs störend.
denhoff hat eine souveräne technik und ein gutes ohr. sein spiel inspiriert mich sehr. es entstehen sehr schöne klangteppiche, da wir häufig ähnliches auf dem cello machen. jeder nimmt vom anderen material auf.  auch als ich mit der stimme arbeite, reagiert denhoff trefflich und mit einer sicheren intonation auf meine klangwelt .

eine pizzikato-pause. die entwickelt sich zur nächsten musikalischen idee...

dann hört man den teppich der campanula-saiten. das hätte ruhig länger dauern können. sehr schön...



ich sitze da und bin so verblüfft über unser konzert, dass ich nicht mehr schreibe.  ich werde die #171 noch viele male und gerne anhören.

ein perkussiver, leiser teil.  die stimme will etwas rhythmisches. revoltiert gegen die versunkenheit.

gleich darauf dennoch etwas meditatives, die campanula, die meine verträumte stimme unterstützt. immer wieder unterbrechung bzw. intermezzi durch perkussives klopfen aufs cello. 

anklänge an gregorianisch-meditative gesänge. kindlich-verträumte melodie-fragmente. angeführt von michael denhoff, der meine stimmfärbung mit seiner melodieführung auf der campanula wunderbar spiegelt.

gestrichenes duo in hohen lagen. melodiös. dann gebrochen.
ich presche häufig einfach los. freude am spiel, aber es grenzt auch an ungehalten sein... völlig grundlos. der musikalische vortrag ist mehr als befriedigend. 

erneut geht die stimme auf verträumte reise...bruch:

<so, jetzt muss ich dem piano doch erst mal nen kuss geben, dass es nicht ganz beleidigt ist> 

ich stürme zum klavier und dresche schmatzend drauf ein. nur ein schmatz, ein kuss, dann sofort zurück zum cello. 

als ich zu meinem alten tamburin wechsle und mich darauf auszutoben beginne, geht michael zum klavier und erfasst sofort wieder die musikalische situation, greift just an der stelle ein, als ich mit der stimme einige fetzen einstreue...

irgendwann singe ich, wie schon öfter: no way...dann spreche ich mit einer geste des über den zaun springens: <immer wieder: ich küsse das piano, ich grüsse das klavier>. anschliessend meditativer, rhythmischer, leiser gesang: man hört aber auch ein textfragment:  <loveparade>

nach einem weiteren, immer wieder in abständen wiederkehrenden perkussiven intermezzo ein wunderschöner teil mit chromatischen abwärts-akkorden vom klavier und sich selbst erstickende rufe in die mundharmonika. 

frühes ende nach etwa 32 minuten musik. 

zugabe: nochmal beide am cello. wir gehen von der situation des umstimmens aus. die zugabe ist und bleibt lange an dieser sehr gleichmässig klopfend-tropfenden struktur hängen.
  
unerwartet ein sehr lyrisch-harmonischer schluss.

roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq

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