20110720

#196 mit matthias nahmmacher im lichtturm solingen

ich singe zu beginn...mal wieder...ein singsang in die luft, skandiert durch cello-gezupfe und flötenklappen-klappern. nahmmacher fährt gleich zu beginn den spieldruck nach unten, ich denke kurz, aha, er will eher intuitiv-meditative musik...sein spiel bleibt das ganze konzert über ruhig und zurückhaltend-kontrolliert. aber: wir bleiben immer in verbindung, das hören reisst niemals ab. und so wird die #196 ein aussergewöhnlich sensibles konzert in diesem wundervollen lichtturm solingen. 
wir schweben in den baumkronen und alle zusammen in einer musikwolke. 

näher als das cello ist der querflöte die stimme.  mit ihr komme ich besser an die klangfärbungen und phrasierungen der flöte heran... 
besonders schön dann eine stelle, an der ich mit dem cello auf einer einzigen tonhöhe, rhythmisch strukturiert verweile und matthias um diese herum ein wunderbares solo spielt. 

dann kommt unversehens eine ganz andere stimmung auf,  eine hommage an die neue musik der 70er jahre.  was nahmmacher auf einem stückchen flöte produziert, hört sich an wie wildes schnauben, dann  höre ich von ihm lautmalerei, die er in die flöte singt. dazu pizzikato und stimme. 

ein weiteres neues stück ist sehr delikat: meditativ getragen, dennoch schief, weil die harmonie der mundharmonika nicht zum rest passt.  die stimme kann ich an nahmmachers stille, tiefe töne angleichen,  den klang der mundharmonika kaum. so benütze ich sie nur sehr fragmentarisch, als farbtupfer zum duo gesang/flöte.

nahmmacher wird immer noch ruhiger, meditativer, mein gesang endet in sprache und verebbt grummelnd.

zurück zum cello. rauchige verzierungen zu immer ruhigeren flötentönen. nahmmacher verstummt irgendwann ganz, ich spiele das cello ziemlich grob und solistisch weiter...eine kleine weile, dann wechsel zu schnellem, filigranem spiel, lange, grobe töne lasse ich immer mal wieder dazwischenrutschen. 

nahmmacher macht etwas perkussives mit den flötenklappen, ich greife zum tamburin, pfeife leise, versuche, das klappern der töne nicht zu übertönen, bringe sprachfetzen ins spiel...inzwischen höre ich wieder mehr von meinem partner, ein sehr kohärentes duo zwischen flötenklappern, flöten-ansätzen, immer mehr klingende töne. es wird dezidiert heftiger...

dann ein von nahmmacher geführtes stück, stakkato und sehr rhythmisch, auch kleine musiktheatralische elemente kommen vor, sind aber niemals länger im vordergrund. 

das bei weitem merkwürdigste ist eine kleine einlage mit den drei mikrotonalen pfeifen.  ein sehr kurzes solo. bewegungen im raum. jemand verlässt das konzert.  

auch das nächste duo, wieder stimme und flöte, beginnt ruhig.  bestimmt wird es durch kehlkopf-vibratos, kehlkopf-manipulationen und mund-zuhalten. die flöte bleibt ruhig und zurückhaltend,
hört und reagiert aber sehr gut, auf das, was passiert. 

sehr hohe stimmlagen, dann entspannt meditativ. <less go for my heart> oder etwas nahe dran singe ich.
 
ausklang mit einem schönen, getragenen flöten-solo, in das ich mit einem einzigen cello-ton einsteige, man hört wind und stimmen in der ferne. 

ein wunderschönes konzert mit langem beifall. 

zugabe: nahmmacher beschränkt sich lange auf ein konstantes, klingendes <dub, dub, dub...> ein klingendes tropfen...worüber ich ein vokales solo entwickle, das den kontakt zum puls vor allem durch einige pizzikati auf dem cello herstellt. unerwarteter, aber stimmiger, gemeinsamer abbruch.

im zweiten teil gibt es gruppen-improvisation. etliche leute aus dem publikum haben instrumente mitgebracht.  ein 2-jähriger bub spielt auf einem kleinen xylophon mit.  er macht das gut, wird aber, als immer mehr musiker in die session einsteigen, von seinen eltern zurückgepfiffen.  



roland graeter
+49 178 1364746
roland.graeter@gmx.net
musikmarathon.com
vimeo.com/9573170
http://www.pix-o-rama.de/2011/05/05/auszug-aus-dem-musik-marathon-2011/.
http://sendbigfile.net/download.php?sid=hRz9iWnq

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