20110406

mm#94 mit jörg meister, synthesizer, sax, schlagzeug

es ist, wie wenn mein cello von den wässrig-wogenden synthetischen klängen, die jörg meister produziert, geimpft wäre.
der ehemalige kühlraum im künstlerfürstentum neu-wredanien, in dem wir spielen, hat ein so kurzes echo, dass alles, was gespielt oder gesungen wird, verzerrt klingt. schon alleine das bildet eine starke einheitlichkeit in unserer musik.
 
alles schwimmt künstlich-metallisch.

nur wenn wir ganz leise spielen, weicht diese künstlichkeit ein wenig. 

cluster überwiegen.

duo cello-perkussion: alles harmonische weicht, jetzt geht es atonal weiter. immer wieder klingt's kurz wie donnergrollen. das gewitter bleibt aus. 

eine zeitgemässe version von vivaldis vier jahreszeiten, in der der sturm nie losbricht. in der sturm und bedrohung immer schon da sind. man versucht, sich durch gesänge oder rhythmen zu beruhigen, aber es kann nicht gelingen.

auch als das atonal-lyrische cello einmal für 20 sekunden alleine spielt (jörg meister wechselt zurück zum synthi), weicht die bedrohlichkeit kaum. 

diese interpretation drängt sich sicher nur wegen der raum-resonnanz auf, denn sie bleibt auch bestehen, als jörg eine sehr melodische passage spielt, die für mich die stimmung widerspiegelt, die man haben mag, wenn ein roter mund auf einer riesigen leinwand ein rosarotes bonbon lutscht.

zum ersten mal benutze ich bei diesem 84.konzert ausführlich die kleine blues-harp, die mir walter zuleger zum geburtstag geschenkt hat. erst deren volkstümlichkeit kann die bedrohlichkeit in diesem konzert für einen moment bannen. 

gegen ende entsteht ein schweres, dunkles duo cello versus synthesizer, das leider etwas unvermittelt abbricht.
 
hier hätte auch schluss sein können.

es folgt etwas klanglich fröhliches, inspiriert durch das saxophon-spiel von jörg. ich versuche mich dazu im wechsel von stimme und bambusflöte oder beidem gleichzeitig.

die zugabe beginnt mit darbuka, schlagzeug und stimme, bei der der kurze hall des raumes noch einmal besonders hervortritt...  
  



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