20110322

mm#79 mit michael raithelhuber, orgel, in allmersbach im tal

luftiges cello-schrabbeln. sofort viele ebenso luftige töne von der orgel. die leiten mich alsbald in eine rezitative litanei hinein. das cello steht etwas zu nahe an den mikrophonen und klingt für eine litanei zu schief und zu roh. die orgel bricht, begleitet ansatzwise, dann stehen plötzlich wieder ganz neue, musikfragmente im raum: das cello will reagieren, reagiert, aber das kaleidoskop der ideen huscht zu schnell vorbei. ich erinnere mich an den beginn der improvisation und schrabble wieder auf dem cello. getragen von einer leisen tonflut.

immer wieder neuanfänge. versuche der berührung. diese berührung ist unüberhörbar, aber viel eher stossen sich hier zwei selbstbewusste musiker die hörner ab.  mit kirchenmusikhaftem gesang versuche ich, frieden zu stiften, doch ist die verantwortung, das konzert nicht abstürzen zu lassen, von beiden seiten zu gross und es schwebt zu viel virtuosität im raum, zu viele ideenfetzen, als dass sich da in ruhe etwas entwickeln könnte. 

man kann es aber auch positiv sehen. 

über die dauer ist das konzert in seiner uneinheitlichkeit, in seiner gleichzeitigkeit von völlig unterschiedlichem sehr konsequent. dass sich, immer völlig  unerwartet, doch etwas überschneidet, ja ergänzt, sich sogar die hand reicht: man hält es kaum für möglich.

wir lernen beide nichts daraus: wir akzeptieren diesen <stil> des konzertes bis zuletzt. jeder hört den anderen und doch treibt vor allem unsere musikalische eigenständigkeit und das daraus entstehende <reiben> das konzert vorwärts. 

als ich nicht davon ablasse, eine melodie zu etablieren, gibt es doch einmal eine ausnahme: <das ist jetzt ein lied>. von dauer ist diese übereinkunft nicht.

das solo von michael raitelhuber ist eine kettung von geistesblitzen. 
schon nach kurzer zeit beginne ich jedoch, mit darbuka und stimme, rhythmisch nebenher zu marschieren: wie ein kamel durch die wüste. beharrlich und betont ruhig und nur in den lautstärken auf die orgel reagierend. und siehe da: es ergeben sich wunderbare passagen. raithelhubers sehr virtuoses und verziertes spiel fügt sich in den marschierenden rhythmus ein. 

man muss einige geduld mitbringen, um dieses konzert gouttieren zu können.  auf grund unserer beharrlichkeit hat diese begegnung eine unverwechselbare, durchgehende charakteristik, die man vielleicht so in worte fassen kann: 

<nein, wir verraten unsere musikalische überzeugung nicht. wir versuchen lieber immer wieder aufs neue, den anderen von unserer überzeugung zu überzeugen...>



 
 
 

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