20110220

mm#49 mit impro-chor dorle ferber, andreas lamay, stimme und ölfass und nick shepherd, electronics

da ist man schon baff, was so ein geordneter murmel-chor unter dorle ferber alles zustande bringt. der chor ist ihr instrument, das sie, 15-zungig und 30-ohrig in hufeisenform hinter andreas, peter (der nach einer anfänglichen lesung kaum mehr ins ohr dringt)und mir, aufstellt. 
aber damit ist dorle ferbers reichweite noch nicht zu ende. sie stöpselt sich auch bei nick ein. seine elektronik erweitert dorles stimme und er steuert  auch eigene sensible elektronische ideen bei. kongenial und sehr dezent bleibt nicks kunst  meistens im hintergrund. ein bisschen mehr aus seiner schatzkiste hätte dem abend nicht geschadet. nick sucht sich die richtigen momente, die günstigen nischen.  

ausser andreas lamay arbeiten alle nach dem prinzip: hurra, jetzt bin ich mal dran. das soll keineswegs negativ verstanden werden, denn es gibt durchaus durchmischungen, verstärkungen von ideen, weiterführung von wortmaterial, das, meist von dorle, in die runde geworfen wird. 

zum beispiel: unantastbar...wird zu madagaskar und ist vielleicht eine anspielung auf meine slogankarte <unleugbar> 

auch ich greife, schon zu anfang das wort <hand> auf und merke erst nach dem konzert, dass peter bei seiner kurzen rezitation auf eine gipshand in michl kussls klangwerkstatt, hoch oben auf einem metallregal, bezug genommen hatte: so hebe ich intuitiv die hand und denke: <egytian ring, it sparkles> vermutlich aus einer mischung aus aktuellen politischen revolten und meiner alten liebe für die rock-gruppe <the nice> .

einige zuhörer finden nach dem konzert, dass andreas lamay sein ölfass zu dauerhaft und laut behandelt habe. ich selbst kann diese meinung nicht teilen. ich finde, dass er durch seinen durchgehenden öl-sound dem konzert die nötige schmiere verliehen hat. ausserdem wollte er vielleicht intuitiv darauf hinweisen, dass die meisten libyer trotz  des ölreichtum des landes bettelarm sind und er ihre revolution, wie wir alle, ideell unterstützt.

jetzt aber nochmals ernsthaft und von vorn:

einführung zum gemurmel über schulflure, stöckelschuhe, sportplätze, ...und da kommt irgendwie die hand dazu rein, dann liegt dorle unterm tisch und ich muss husten und die erwachsenen murmeln und es ist erregung überall, ein grosser murmel-jahrmarkt, freundlich, auf der sommerwiese... auf der grünen wiese hab ich sie gefragt... werfe ich schräg-zart auf dem cello ein
und da: wieder die ominöse hand, die zu gar nichts passen will, aber, ich jammre der hand nach, tappse in diese ominöse hand-falle. 

der chor ist stark und lenkt die stimmung immer wieder in die rechte bahn und es ist nichts schnurz-egal (wie behauptet wird): 
es ist eine freudig-dadaistische mischung rund ums gemurmel, ein inspirierendes hörspiel, das jetzt in ein duo zwischen lamay und mir ausbüchst: ja, da ist die öltonne schon sehr präsent...und musikalisch wieder glücklich, dass der murmel-chor hier und da durchzuhören ist, die donnernde und gleichzeitig meditative stimmung lustig und wild durchbricht. mit dem cello versuche ich, die verbindung zum chor zu halten...

es gibt inseln der öltonnen-freien art. aber wenn sie mal fehlt, scheine ich den meditativ-archaischen part weiterzuführen. 

endlich dringt dorles hall-verzerrter engelsgesang an unsere ohren, was auch die öltonne einige dezibel mehr respekt abringt, ziemlich dauerhaft.
aber man kann auch sagen: die öltonne schweisst das ganze konzert zusammen. wie man will. ich kann es guten gewissens so wahrnehmen. 

was mich eigentlich daran stört, ist, dass ihr tiefer
urklang manchmal abrupt abbricht. nur das ist störend: denn dann fehlt etwas.

dann nochmals ein anderes element. ein fast unbeholfen klingendes pizzikato, das neben den pointillistischen chor-einwürfen einfach nebenher-läuft: ich orientiere mich an den wie zufällig wirkenden ölfass-tönen...
alles kulminiert dann in einer fast rein vokalen
kommunikation, von der dorle plötzlich und unvermittelt behauptet: <unantastbar> 
und dann wird darauf rumgeritten, bis alle sich über die assoziation madagaskar am meisten amüsieren können: weil sie wirklich irgendwo rausgerutscht ist.
<alibaababarjedervernunftmadagaskarkaramalzunfassbar>
unfassbar: schnitzel für zwoisiebzig :unanfassbar
usw....vielleicht haben wir alle hunger?

dorles engelsstimme lenkt das irdische schnitzelgespräch in höhere sphärische ebenen und nick fühlt, dass sich das mit einem techno-beat verbinden lässt, den er aber nur sehr zart andeutet: das gibt dem chor einen klaren puls vor, den ich auch mit der darbuka aufnehme:

da leg ich dann endlich mein obligatorisches lied drüber, das in irgendeiner form bisher bei fast jedem konzert aufgetaucht ist. leider verstummt der chor vorübergehend, doch das dröhnende ölfass begleitet unermüdlich. neue einwürfe vom chor, dann nur noch ölfass und darbuka: ausatmen, mmm...ende.

vollmond-bier-zugabe:

3.39...4.33...3.44 wär au net schlecht:
lamay und gong: ich suche nicht, ich... (versinkt im sprachlichen durcheinander). 
der vulkaan...ooh, aah...vollmond-bier und eine opern-diva, die mich erschreckt. stiftet das noch mehr durcheinander oder kommt alles einfach so wie es kommen muss? 
platz für ein klitzekleines, vom chor skandiertes cello-solo
oh no! ätna!!!, absteigende tonleiter weist auf das ende...
exakt! (exakt 3,65=3.39)



 






0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite